Zwischen Glaube und Aberglaube
Da ich schon mehrere Bücher von Heidrun Hurst mit Begeisterung gelesen habe, war ich besonders gespannt auf ihren ersten historischen Kriminalroman. Und auch diesmal konnte sie mich begeistern.
Die Geschichte spielt auf der Klosterinsel Reichenau zur Zeit der
Karolinger. Mehrere Menschen kommen dort auf grausame Weise ums Leben, und schnell machen Gerüchte über…mehrZwischen Glaube und Aberglaube
Da ich schon mehrere Bücher von Heidrun Hurst mit Begeisterung gelesen habe, war ich besonders gespannt auf ihren ersten historischen Kriminalroman. Und auch diesmal konnte sie mich begeistern.
Die Geschichte spielt auf der Klosterinsel Reichenau zur Zeit der Karolinger. Mehrere Menschen kommen dort auf grausame Weise ums Leben, und schnell machen Gerüchte über einen Werwolf die Runde. Besonders dieser Aberglaube, der damals fest im Denken der Menschen verankert war, wird von der Autorin sehr anschaulich beschrieben. Abt Walahfrid Strabo versucht, den Verstand über die Angst zu stellen und den wahren Täter zu finden – unterstützt von seiner Nichte Lindberga, die mit Mut und Klugheit handelt.
Ich fand es spannend zu lesen, wie sich die beiden in einem Netz aus Misstrauen, Machtinteressen und religiösem Fanatismus bewegen. Gleichzeitig zeigt das Buch sehr eindrucksvoll, wie schwer es war, in einer Zeit voller Zwänge und Hierarchien nach Gerechtigkeit zu suchen. Die Mischung aus historischem Hintergrund und Krimielementen ist der Autorin wirklich gut gelungen.
Besonders überzeugend ist, wie genau die politischen und kirchlichen Strukturen der Karolingerzeit eingefangen sind. Die Geschichte wirkt durchweg fundiert und sorgfältig recherchiert, ohne dass der historische Rahmen zu sehr in den Vordergrund rückt. Alles fügt sich stimmig in die Handlung ein und bleibt spannend bis zum Schluss.
Beim Lesen habe ich oft darüber nachgedacht, wie stark Angst und Glaube das Handeln der Menschen beeinflussen – damals wie heute. Diese Parallelen geben dem Buch Tiefe, ohne dass es belehrend wirkt.
Heidrun Hurst hat hier keinen lauten, bluttriefenden Krimi geschrieben, sondern eine kluge, fein gezeichnete Geschichte, die mit leisen Tönen wirkt. Sie bleibt ihrer Linie treu: historische Genauigkeit, spürbare Menschlichkeit und ein erzählerischer Stil, der mich immer wieder fesselt. Für mich ein starkes, stimmiges Buch, das lange nachwirkt. 5 Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung.