Ich habe ihn inhaliert, diesen klugen Essay über Frauen und Begehren. Ich kam aus dem Nicken nicht mehr heraus, aus dem inspiriert sein, dem Nach- und dem Weiterdenken. Denn es ist kompliziert, das Begehren und es geht nicht, es frei von vielfältigen gesellschaftlichen Kontexten zu leben.
Ebensolches stimmt für Männer, ebensolches stimmt für queere Menschen, ebenso und anders, mit anderen Rollen…mehrIch habe ihn inhaliert, diesen klugen Essay über Frauen und Begehren. Ich kam aus dem Nicken nicht mehr heraus, aus dem inspiriert sein, dem Nach- und dem Weiterdenken. Denn es ist kompliziert, das Begehren und es geht nicht, es frei von vielfältigen gesellschaftlichen Kontexten zu leben. Ebensolches stimmt für Männer, ebensolches stimmt für queere Menschen, ebenso und anders, mit anderen Rollen und Begrenzungen konfrontiert.
Angel startet eindrucksvoll mit einer Szene, in der die Themen ganz nahe kommen, die der Essay behandelt.
Der Pornodarsteller James Deen drehte einen Film, GirlX, in den 2010ner Jahren, in denen er gefeiert wurde als Pornostar, den die Frauen begehrten. Noch vor den #metoo Debatten und vor den Vorwürfen gegen ihn selbst, die nicht zu einer Verurteilung führten, aber sein Image veränderten.
In dem GirlX Video gibt es wenig Sex zu sehen. Die Frau ist eine sexuell positive Frau, sie entscheidet und handelt, sie ist selbstbewusst, lacht. Sie erregt die Vorstellung gefilmt zu werden. Wir sehen sie aber auch verletzlich, schwankend. Wir schwanken mit ihr, merken das Machtgefälle, das sich durch ihren Konsent nicht auflösen wird.
Konsenz, die Diskurse um weibliches und männliches Begehren und Erregung werden in ihrer Entstehungsgeschichte dargestellt, gerade in der Reaktion auf sexualisierte Gewalt gewürdigt. Angel interessieren die Grenzen dieser Konzepte. Auf der Suche nach passenden Konzepten kritisiert sie, dass zu erfüllender Sexualität die Verletzlichkeit und Offenheit gehört. Das klare Nein und Ja sagen, setzt voraus, dass Frau genau weiß, was sie begehrt und wohin sich ihr Begehren entwickeln wird. Auch der Anspruch an feministische sexuell positive Frauen, ihren Körper genau zu kennen und dann erst sexuelle Erfüllung zu erlangen, greife zu kurz.
Die Spannung bestehe gerade darin, sich zu begegnen, sich zu entdecken, sich hinzugeben und zu führen und dabei die Grenzen der anderen Person zu achten.
Nicht einfach, aber besser als die sexuelle Erfüllung auf die Zukunft zu vertagen, wie der auf Foucaults Aufsatz von 1976 zurückgehende Buchtitel nahelegt.
»Herauszuarbeiten, was wir wollen, ist eine Lebensaufgabe, und sie muss immer wieder in Angriff genommen werden. Vielleicht liegt das Glück gerade darin, dass wir niemals fertig damit werden.«