Grandioser Schreibstil und berührender Inhalt, der es mit wenigen Worten schafft, Charaktere zum Leben zu erwecken, Situationen zu umreißen, zwischen den Zeilen Welten zu erschaffen und Ungesagtes zu offenbaren.
In allen 12 Geschichten geht es Graham Swift um den richtigen Weg, Reflexion, Schuld,
Verantwortung, Kommunikationsprobleme, Suche nach Akzeptanz, Vergebung, Abschied - verbunden mit…mehrGrandioser Schreibstil und berührender Inhalt, der es mit wenigen Worten schafft, Charaktere zum Leben zu erwecken, Situationen zu umreißen, zwischen den Zeilen Welten zu erschaffen und Ungesagtes zu offenbaren.
In allen 12 Geschichten geht es Graham Swift um den richtigen Weg, Reflexion, Schuld, Verantwortung, Kommunikationsprobleme, Suche nach Akzeptanz, Vergebung, Abschied - verbunden mit der Melancholie des unperfekten Lebens, der Schmerzen und Wunden. Mit wenigen Strichen skizziert er Lebenswege, Ereignisse, Umbrüche, Schlüsselszenen einer Biografie – Krankheit, Sterben und Tod, Liebe und Hochzeit, Kindheit, Jugend, Alter.
Vieles bleibt ungesagt, wird aber zwischen den Zeilen erkennbar, der Widerstand, das Zögern, die Angst und die Hoffnung, Figuren kommen zueinander oder entfernen sich, es geht um Austausch oder auch Schweigen, immer aber um die Beziehung vom Ich zum Du. Die Tiefen und Höhen des Lebens, Wesentliches und Alltägliches begegnen sich und prägen den Menschen.
Die 12 Kurzgeschichten sind nicht immer eindeutig zu interpretieren, sie changieren in Grautönen, fordern zum aufmerksamen Lesen heraus und eröffnen neue Perspektiven. Das typisch Menschliche als Gegenstand der Erzählungen, die Emotionen des Lesers werden involviert und fast automatisch überdenkt und reflektiert man eigene Erfahrungen, Krisen und Höhepunkte in der eigenen Biografie.
Voller Empathie und Nachsicht beschreibt Swift die Figuren, ihre Stärken und Schwächen, abstruse Gedanken, verschüttete Ängste, Scham und Traumata der Vergangenheit.
Der Krieg ist das verbindende Glied, die Zeit nach einem Krieg, die Erfahrungen und Auswirkungen des Krieges auf den Menschen, die alte Fliegerjacke eines Veteranen, das Bonfire zu Guy Fawkes (Feuerwerk), das an die Bombennächte erinnert, die Nachforschungen nach Überlebenden nach dem 2. WK, der in Großbritannien stationierte GI aus den USA, der Bergmann, der nicht in den Krieg ziehen und dem Vaterland nicht auf dem Schlachtfeld dienen durfte, die Kuba-Krise, der Golf-Krieg, der 11. September – der Krieg als permanent vorhandene Nebenfigur, die immer eine präsente, aber nicht erdrückende Stellung einnimmt.
Die Geschichten weisen häufig einen melancholischen Unterton auf, denn der Lauf der Zeit kann nicht mehr zurückgedreht und Unrecht nicht zurückgenommen werden. Sie haben nichts Heroisches an sich, der Alltag steht im Mittelpunkt und dann die plötzliche Erinnerung an etwas Besonderes, Großes, Grenzsituationen des Lebens mitsamt den individuellen Erfahrungen.
Graham Swift verzaubert den Leser mit seiner eleganten, eindrücklichen Sprache – ein grandioser Stilist, bei dem jedes Wort sitzt und jede Geschichte lesenswert ist.
Eine Lektüre auf hohem Niveau und eine klare Leseempfehlung. Höchste Punktzahl!