Ein Fauchen weckte Angelund und ihm wurde gleich klar, dass das Geräusch weder von Wasser noch von Wind verursacht wurde. Jemand klopfte hart an seine Tür. Als Angelund öffnete, standen Ole Ornberg und seine Frau vor ihm. Die Frau, halb angezogen, mit klappernden Zähnen jammerte: „Wir gehen fort von
hier, jetzt sofort“. Ein Gang durch den kleinen Ort offenbarte, dass das Haus von Sara und Halvdan…mehrEin Fauchen weckte Angelund und ihm wurde gleich klar, dass das Geräusch weder von Wasser noch von Wind verursacht wurde. Jemand klopfte hart an seine Tür. Als Angelund öffnete, standen Ole Ornberg und seine Frau vor ihm. Die Frau, halb angezogen, mit klappernden Zähnen jammerte: „Wir gehen fort von hier, jetzt sofort“. Ein Gang durch den kleinen Ort offenbarte, dass das Haus von Sara und Halvdan von einem Felssturz getroffen worden war. Mehrere Bretter waren geborsten, das Mondlicht schien herein. Ein Teil des Alkovens, in dem Halvdan die Bettstatt eingerichtet hatte, war ebenfalls zertrümmert. Sara, die, solange Halvdan auf See war, bei Angelund und seiner Familie wohnte, schlug die Hände vors Gesicht. Es musste Gottes Wille sein, dass beide nicht anwesend waren.
Vor einem Monat erst waren Angelund und seine Frau ins Dødmansdal gezogen. Sie hatten die erste Hütte gebaut und den Ort Noatun genannt, danach waren weitere Siedler hierhergekommen. Die Stadt bot keine Arbeit und keinen erschwinglichen Lebensraum mehr. Hier hatten sie Land gepachtet und wollten sesshaft werden. Nun war es schon Mitte September, allmählich mussten die Schiffe vom Nordmeer heimkommen und dann wären sie alle wieder vereint. Angelund war mit den Frauen alleine geblieben, sie hatten Kartoffeln gelesen, Torf getrocknet, Zäune gebaut und Rotbarsch geangelt.
Bauer Sigvard und sein Schafhirt Andreas hatten in der Siedlung herumgeschnüffelt, waren barsch und unfreundlich zu ihnen. Sigvard würde sie augenblicklich dem Sysselmann melden, falls sie sich am Treibholz bedienten. Und das Grasen der Ziegen jenseits der Einfriedung sei sofort zu unterbinden. Tilda glaubt, dass der Hirte Andreas etwas mit dem nächtlichen Steinschlag zu tun haben könnte und unterstellt, er sei ein böser Mann.
Fazit: Diese Geschichte von William Heinesen (1900-1991) wurde 1938 erstmalig veröffentlicht. Der Guggolzverlag, der sich auf skandinavische Literatur spezialisiert hat, fand die Geschichte so lesenswert, dass er sie 08/2025 erneut verlegt hat und hat recht. Diese komplexe Geschichte ist so spannend wie ein Besuch im Naturkundemuseum. Eine Gruppe verarmter Menschen flieht vor der Stadt, die ihnen keine Sicherheiten bietet. Sie bauen eine Siedlung an einem unwirtlichen Ort, wo sie autark leben wollen. Das Kräftemessen mit der Natur verlangt ihnen alles ab. Sie leben vom Fischfang, dem Ackerbau und der Schafzucht. William Heinesen hat die Geschichte mit großer Gottgläubigkeit (Der Herr gibt und der Herr nimmt) und windig unterhaltsamen Charakteren gespickt. Da ist die manipulative Tilda, die die ganze Siedlung aufmischt, Ole Ornberg, der Klinkenputzer und der barmherzige Frederik, der als unbeschriebenes Blatt aus dem Nichts auftaucht. Drei Monate im Jahr erstrahlt ein richtiger Sommer, den Rest des Jahres kämpfen die Bewohner um ihr Überleben. Der Schreibstil des Autors ist solide, ruhig und fesselnd. Eine großartige historische Erzählung, die ich sehr gerne gelesen habe. Das ganze Buch ist so hochwertig gestaltet, wie alle Bücher des Guggolzverlages