Wie Indonesien ein souveräner Stadt wurde
Meine Bewertung dieses dicken Schinkens ist problematisch. Einerseits lobe ich die Ausführlichkeit des von allen Seiten beleuchteten Weg von niederländisch Indien, von der Gewürzkolonie über die nur 34 Jahre andauernde holländische Besatzung, die
dreijährige japanische Zeit bis hin zur wechselvollen Nachkriegszeit bis zur Unabhängigkeit…mehrWie Indonesien ein souveräner Stadt wurde
Meine Bewertung dieses dicken Schinkens ist problematisch. Einerseits lobe ich die Ausführlichkeit des von allen Seiten beleuchteten Weg von niederländisch Indien, von der Gewürzkolonie über die nur 34 Jahre andauernde holländische Besatzung, die dreijährige japanische Zeit bis hin zur wechselvollen Nachkriegszeit bis zur Unabhängigkeit 1950.
Andererseits war es mir – wie dem Zeitjournalisten – zu ausführlich. Wie seine Interviewpartner heute leben, wie genau die Menschen früher gefoltert wurden – einer wurde kopfüber an ein Seil gehängt und dann immer auf den Boden geschlagen, bis er Tod war – und letztlich bei den Interviews auch zu viel wörtliche Rede, das hätte ich besser im Anhang als ausführliches Interview aufgehoben gefunden.
Der Autor befasst sich nicht nur mit Indonesien, er erwähnt auch den bedeutensten niederländischsprachigen Roman des 19. Jahrhunderts: Multatulis Max Havelaar (68). Er verdeutlicht auch die japanische Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg, er lehrt uns, dass Indonesien die fünftmeisten Todesopfer hatte, nach der Sowjetunion, China, Deutschland und Polen, noch vor Japan. Dabei war der Anteil an Zivilisten mit 99,7 % deutlich höher als in anderen Ländern, selbst Polen hatten trotz Holocaust 96% (354).
Ein weiterer neuer Aspekt für mich war, dass in der britischen Armee Gurkhas aus Nepal kämpften und wohl immer noch kämpfen, die nur ihre Aufgabe erfüllen sollten und nicht über das volle Geschehen informiert wurden, ja nicht einmal Englisch sprechen konnten (406).
Die Kritik zum letzten Kapitel kann man schon in der FAZ lesen.
Für die, die sich besonders für Indonesien interessieren, ist dieses Buch ein Meisterwerk. Mir und der normalen Leserin ist es zu ausführlich und daher so anstrengend, dass ich gegen Ende großflächig lesen musste. Letzteres rechtfertigt allenfalls drei Sterne, ich erkennen aber die Mühe des Verfassers an und gebe 4 Sterne.