brav und bieder
Verglichen mit „Der gedichtete Himmel“ von Stefan Matuschek ist dieses Buch das deutlich schwächere. Auch der Untertitel und angedeutete Schwerpunkt „Ein europäisches Ereignis“ kann an diesem Urteil nichts ändern, weil der internationale Charakter der Romantik Schnee von gestern
ist.
Er schreibt selbst, dass die Erfindung der Klassik international keine Anhänger findet.…mehrbrav und bieder
Verglichen mit „Der gedichtete Himmel“ von Stefan Matuschek ist dieses Buch das deutlich schwächere. Auch der Untertitel und angedeutete Schwerpunkt „Ein europäisches Ereignis“ kann an diesem Urteil nichts ändern, weil der internationale Charakter der Romantik Schnee von gestern ist.
Er schreibt selbst, dass die Erfindung der Klassik international keine Anhänger findet. Goethe und Schiller sind Romantiker. (27)
Beide Autoren sind Literaturwissenschaftler und setzen ähnliche Schwerpunkte, doch neue Begriffe wie „Kippfigur“ bei Matuschek suchst du bei Görner vergebens.
Schon die Einleitung des Buches, die ja eine Gesamtdarstellung sein soll, hat gewisse Mängel. Warum wird die ehrenwerte Caroline nicht beim Salon der Gebrüder Schlegel genannt? (13) Warum werden romantische Bewegungen überhaupt an nur einer Person festgemacht? (24) Sind Bamberg und Berlin wirklich Städte des Weingenusses? (14)
Merken wir uns lieber Chateaubriand, der wie Humboldt Welterfassungsliteratur geschrieben hat. (18) Neu war mir, dass Lord Byrons Tochter Ada Lovelace „Poetin der Mathematik“ war. (26)
Auch bei Ironie denkt er nicht nur an Heine sondern auch an Johann Peter Hebel und Jean Paul „Vorschule der Ästhetik“. (32)
Ich will nicht verschweigen, dass der Autor sich gut in der Literatur, der Kunst und der Musik auskennt, allein das ist es auch. Gut gefällt mir der Gedanken, dass Erzählen im Erzählen einer Reflexion über das Erzählen gleichkommt. (103) Eben das Erkunden der Natur ist ein Hauptanliegen der Romantik. (105) Auch wusste ich nicht, dass der Ausruf „Noch ist Polen nicht verloren“ von Uhland stammt. (150f)
Einmal verlässt er mit Ricarda Huch und der Hinwendung zur Zahl die künstlerische Ebene, wenngleich er mit Malfattis Null, die Nichts und Unendlichkeit zugleich ist, gleich wieder dort landet. (197) Über die Ruine in der Romantik (232) haben sich dagegen schon viele andere ausgelassen.
Es sind immer wieder Kleinigkeiten, die für Überraschungen sorgen. So sorgte George Eliot mit ihrer Übersetzung der Jesus-Biografie des Hegel Schülers David Friedrich Strauß in England für Aufsehen (279).
Ich will nicht kleinlich sein, habe ich doch neue Erkenntnisse gewonnen und der Autor kann nichts dafür, dass Musik nicht mein Spezialgebiet ist. Die dargestellten Mängel erlauben aber nicht mehr als 3 Sterne.
Zitat: Heine über Tieck:
In Dresden sah ich einen Hund.
Der einst sehr scharf gebissen.
Doch fallen ihm jetzt die Zähne aus.
Er kann nur bellen und pissen. (50)