Emotionaler Vulkanausbruch – Spannung garantiert
Kristina Hauff ist für mich eine neue Autorin, aber es gibt bereits einige Romane von ihr, die stehen nun auf meinem Merkzettel. Und das hat einen triftigen Grund: Schattengrünes Tal hat mich total begeistert!
Ort der Handlung: Der Schwarzwald mit
seinen Höhen und Tiefen. Die Autorin lässt die Geschichte dort recht fröhlich beginnen, mit einem…mehrEmotionaler Vulkanausbruch – Spannung garantiert
Kristina Hauff ist für mich eine neue Autorin, aber es gibt bereits einige Romane von ihr, die stehen nun auf meinem Merkzettel. Und das hat einen triftigen Grund: Schattengrünes Tal hat mich total begeistert!
Ort der Handlung: Der Schwarzwald mit seinen Höhen und Tiefen. Die Autorin lässt die Geschichte dort recht fröhlich beginnen, mit einem Fest in einer Waldhütte zum 45. Geburtstag von Simon. Seine Ehefrau Lisa ist bei ihm, beobachtet alles aus einer zurückhaltenden Perspektive, auch ihre Freundin Johanna ist dabei. Die Tochter ist zum Auslandsjahr in Kanada. Lisa singt für ihren Mann, die Gäste sind begeistert. Alles ist ruhig, aber ausgelassen, bis plötzlich der Strom weg ist. Jemand hat den Stecker gezogen am Generator. Ein Witz, ein Streich? Als sich alles beruhigt hat, erhält Simon eine anonyme SMS, eine Gratulation zum Hochzeitstag.
Wer sind die Protagonisten? Simon ist studierter Förster, lebt in seiner Waldwelt und scheint ein friedlicher Ehemann zu sein. Lisa arbeitet Teilzeit beim Tourismusbüro, sie hat dafür auch studiert, und zusätzlich hat sie die Buchhaltung des Hotels ihrer Eltern übernommen. Die demente Mutter Rose lebt im Heim, der Vater Carl ist auch in einem Zustand, in dem er besser Pensionär und nicht Chef und Koch eines Hotels wäre. Er hat sich eine Hilfe engagiert, Margret, die über die Jahre die Hoffnung hegt, die künftige Ehefrau und Chefin zu sein. Noch ist sie nur die bessere Bedienstete und ausgebeutete Freundin. Es ist nicht alles eitel Sonnenschein im Hotel „Zum alten Forsthaus“. Die Betonung liegt seit Langem auf „alt“, nun stellt sich heraus, dass die Heizung defekt ist. Lisa macht sich auf den Weg zum Hotel, vielleicht kann sie helfen. Mit dem störrischen Vater stellt sich das als schwierig heraus, aber ein Handwerker – von den „feindlichen“ Reichenbachern, die das erste Haus am Platze führen –, wird organisiert. Eigentlich sind keine Gäste mehr im eiskalten Hotel, aber eine hat sich doch eingefunden. Daniela Arnold, die hilfsbedürftig erscheint und ein Bett für die Nacht sucht. Trotz ihrer Ressentiments stimmt Lisa dieser merkwürdigen Einquartierung zu und verspricht, einen Ölradiator zu besorgen.
So beginnt dieser Roman mit einer netten Story und so manchen Gedanken der Protagonisten, die nie laut ausgesprochen werden. Jeder denkt sich seinen Teil. Lisa hat noch einen Bruder, der etwas jünger als sie, die Kurve gekratzt hat und in Frankfurt am Main ein für den Vater völlig inakzeptables Leben als privater Musiklehrer und Teilzeitkellner führt. Für den Vater absolut untragbar, der Sohn sollte Konzertpianist werden und außerdem das Hotel übernehmen. Beide Wünsche erfüllt Felix nicht. Die Geschwister sind sich aber immer trotzdem sehr verbunden, auch wenn Lisa das Gefühl hat, dass für den Vater nur Felix zählt, ihre Mithilfe ist nett, aber mehr auch nicht. Dank kann sie wohl nie erwarten. Aber da geht es ihr wie Margret, so gibt es eine kleine innere Verdrahtung der beiden Frauen.
In diese Gemengelage hinein bohrt sich Daniela Arnold wie ein emsiger Holzwurm, und hinterlässt kleine Spuren, die schwer zu deuten sind. Lisa und Daniela verbindet die Musik, so kommt Daniela mit dem Chor und den Freunden von Lisa in Verbindung. Schon bald wurde ich beim Lesen das Gefühl nicht los, dass sich etwas Unheimliches entwickelt. Wie das leise Rumpeln und Zischen in den Phlegräischen Feldern in der Nähe des Vesuvs, jeder hört es, jeder riecht den Schwefelduft des Bösen, in dem imaginären schattengrünen Tal von Herzogsbronn braut sich etwas zusammen. Dass das Böse auf seine Gelegenheit lauert, wird Seite für Seite klarer. Und das liest sich so spannend, dass ich beinahe zweifelte, ob das Buch fürs falsche Genre deklariert ist. Der Roman weist eindeutig Thriller- und Krimielemente auf, die wahnsinnig gut platziert sind.
Die Protagonisten wechseln mit den Kapiteln, man lernt von jedem die Perspektive kennen, kann sich hineinversetzen in das Gedankenkarussell, das bei jedem im Kopf seine Runden dreht. Die Dialoge sind kurz und natürlich geschrieben, das Ambiente jeder Szenerie trägt dazu bei, dass sich langsam ein Film abspult, der ab der Mitte des Buches ziemliche Fahrt aufnimmt. Nur der Abspann war für meinen Geschmack etwas zu sanft.
Fazit: Bald konnte ich gar nicht mehr so schnell lesen, wie sich die Geschichte weiterentwickelte. Aber ich werde nicht spoilern, wer sich das Buch kauft, weil es schon so viele Sterne am Lesehimmel hat, der wird bestimmt nicht enttäuscht.