Beim Aufschlagen des Buches kamen sofort wieder die Erinnerungen an meinen letzten Sommer in Bergen zurück. Die Stadt wirkt im Winter sicher noch schöner, versunken im Schnee, mit Lichterglanz und einer ruhigen, angenehmen Wärme. Während ich las, sah ich die engen Gassen wieder vor mir, hörte das
Knarzen der alten Holzhäuser im Bryggen Viertel und spürte dieses Gefühl, das man nur an Orten hat,…mehrBeim Aufschlagen des Buches kamen sofort wieder die Erinnerungen an meinen letzten Sommer in Bergen zurück. Die Stadt wirkt im Winter sicher noch schöner, versunken im Schnee, mit Lichterglanz und einer ruhigen, angenehmen Wärme. Während ich las, sah ich die engen Gassen wieder vor mir, hörte das Knarzen der alten Holzhäuser im Bryggen Viertel und spürte dieses Gefühl, das man nur an Orten hat, die einem wirklich etwas bedeuten. Genau da setzt der Roman an und fängt Bergen so liebevoll ein, dass ich am liebsten gleich wieder dorthin gereist wäre. Diesmal im Winter, weil der Zauber dann noch stärker sein muss.
Nina und ihr Opa tragen die Geschichte mit einer sympathischen und ehrlichen Nähe. Sein Wunsch, die große Lebkuchenstadt in Bergen zu sehen, bekommt schnell eine persönliche Bedeutung, denn in einer Fernsehreportage über dieses besondere Ereignis entdeckt er eine alte Liebe wieder. Das gibt der Handlung einen stillen, aber sehr schönen Kern.
Die Beschreibung der Lebkuchenstadt gehört für mich zu den stärksten Momenten. Man merkt die viele Arbeit und Freude, die Kinder, Schulen, Vereine und Bäckereien jedes Jahr hineinstecken. Ganze Straßenzüge aus Teig, kleine Häfen, Brücken und bekannte Gebäude der Stadt entstehen dort. Die Vorstellung, davor zu stehen, wirkt sofort warm und einladend. Auch die Gewürze, die dort in der Luft liegen, konnte ich mir richtig vorstellen.
Die Liebesgeschichte fügt sich angenehm in die winterliche Kulisse ein. Sie wirkt nicht übertrieben, sondern entwickelt sich ruhig und glaubwürdig aus den Begegnungen heraus. Gleichzeitig bleibt der Blick auf die Figuren rundherum wichtig. Es passiert genug, um dranzubleiben, aber der Roman überfordert nicht, sondern vertraut darauf, dass Gefühle wirken, wenn man sie in Ruhe erzählen lässt. Die Verbindung zur Vergangenheit des Opas gibt der Geschichte eine zusätzliche Note, die mir gut gefallen hat.
Und Alex, Ninas Mitbewohner in Frankfurt, ist zwar nur eine Nebenfigur, aber durch seine warmherzige Art bleibt er trotzdem im Gedächtnis.
Die Rückkehr nach Bergen in Gedanken hat mir sehr gut getan. Viele Orte, die ich im Sommer selbst besucht habe, tauchen wieder auf und sind so beschrieben, dass die Bilder sofort da waren. Mein Kopfkino lief problemlos. Der Roman bringt Licht in einen grauen, nassen Tag und vermittelt genau dieses Gefühl von Geborgenheit, das man im Winter gerne sucht.
Fazit:
Ein warmes, einladendes Buch, das Bergens Atmosphäre wunderbar einfängt, eine berührende Familiengeschichte erzählt und eine zarte Liebesgeschichte entstehen lässt. Für mich ein echter Wohlfühlroman für die kalte Jahreszeit.