Den Schweizer Schriftsteller Paul Nizon, der aber seit 1977 in Paris lebt, ist vor allem durch seine Romane (z.B. „Canto“) und Journale bekannt. Der studierte Kunsthistoriker hat aber neben seinen literarischen Werken aber auch stets Kunstkritiken geschrieben. Eine Auswahl liegt jetzt mit „Sehblitz“
im Suhrkamp Verlag vor. Die meisten Texte sind dabei unmittelbar nach Studienabschluss in den…mehrDen Schweizer Schriftsteller Paul Nizon, der aber seit 1977 in Paris lebt, ist vor allem durch seine Romane (z.B. „Canto“) und Journale bekannt. Der studierte Kunsthistoriker hat aber neben seinen literarischen Werken aber auch stets Kunstkritiken geschrieben. Eine Auswahl liegt jetzt mit „Sehblitz“ im Suhrkamp Verlag vor. Die meisten Texte sind dabei unmittelbar nach Studienabschluss in den späten fünfziger Jahren entstanden und meist in Katalogen oder Zeitschriften veröffentlichten wurden.
Was beim ersten Durchblättern und Anlesen sofort auffällt, es sind alles Texte zu Künst-lern, zu denen Nizon eine persönliche Liebe entwickelt hatte. Verrisse findet man auf den 300 Seiten nicht. Die Kritiken sind vor allem Auseinandersetzungen mit der damaligen Moderne, z.B. mit der sogenannten „Ecole de Paris“ oder dem amerikanischen „action painting“. Mit beiden Strömungen verband Nizon ein Gefühl der Zugehörigkeit. Aber auch an die „Pforten der Moderne“ klopfte er mit seinen Texten an - mit Einschätzungen über Francisco de Goya, William Turner, Henri Rousseau oder Vincent van Gogh. Letzterem widmet sich Nizon sogar mit einem längeren Text. „Er gehört zu jenen, die, mit Flaubert, das Leben nur aussagen, nicht aber besitzen.“
Unter der Überschrift „Augenhunger“ sind dann rund zwei Dutzend Künstlerporträts von Henri Matisse, Emil Nolde, Jean Dubuffet, Pablo Picasso oder Marc Chagall versammelt, darunter auch allgemeine Darstellungen etwa zur Sammlung Rupf oder zur Art Basel 1971. Im abschließenden Kapitel nimmt der Autor den Leser mit auf einige Atelierbesuche (u.a, Friedrich Dürrenmatt und Alberto Giacometti).
Nizons Texte sind nicht aber nicht nur Künstlerporträts, sondern auch ein intensives Nachdenken über Kunst und die Funktion von Museen. Er sieht die Aufgabe der Kunstvermittlung im „Auspacken der gesamten künstlerischen (zeit- und gesellschaftsbedingten) Realitätsbezüge eines Werks“. Komplettiert wird dieses „Almanach der modernen Kunst“ durch die Kurzbiografien der behandelten Künstler.