Penibel recherchiert und gekonnt erzählt
Wer kennt sie nicht, die Erzählungen über die Schlesischen Kriege, deren dritter als Siebenjähriger Krieg in die Geschichte eingegangen ist? Ursprünglich als österreichischer Erbfolgekrieg geführt, um die Pragmatische Sanktion, die der österreichischen 
 Erzherzogin Maria Theresia ihre Recht auf den Thron sichern sollte, und sich zu einem Machtkampf in…mehrPenibel recherchiert und gekonnt erzählt
Wer kennt sie nicht, die Erzählungen über die Schlesischen Kriege, deren dritter als Siebenjähriger Krieg in die Geschichte eingegangen ist? Ursprünglich als österreichischer Erbfolgekrieg geführt, um die Pragmatische Sanktion, die der österreichischen Erzherzogin Maria Theresia ihre Recht auf den Thron sichern sollte, und sich zu einem Machtkampf in Europa entwickelt, weil jeder Herrscher glaubt, vertragsbrüchig werden zu müssen und der jungen Regentin Gebiete entreißen zu können. 
Und in genau jene Epoche entführt uns Tanja Kinkel nun. Dabei geht es ihr nicht ausschließlich um militärische und politische Erfolge, sondern auch um das Selbstverständnis der Herrscherfiguren. Als Österreicherin liegen ja meine Sympathien bei Maria Theresia, die nie gekrönte Kaiserin von Österreich sondern Erzherzogin der österreichischen Erblande, Königin von Böhmen und Mähren sowie Königin von Ungarn und Herrscherin über Dutzende andere (kleine) Reiche, die hier zu erwähnen, den Rahmen sprengen würden. Kaiserin ist sie nur als Gemahlin von Franz Stephan von Lothringen, der als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zum KAISER desselben gewählt worden ist. Friedrich spricht auch in diesem Buch von Maria Theresia immer abschätzig als Königin von Ungarn. Nach ihrem Tod im Jahr 1780 wird er in einem Brief an d’Alembert 1781 schreiben. 
„Sie hat ihrem Thron und ihrem Geschlecht Ehre gemacht.“ 
Geschickt und bildhaft versucht Tanja Kinkel die komplexe Person Friedrich, der sich 1756 am Zenit seiner Macht befindet, zu beschreiben. Wir lesen von seiner bekannten Beziehung zu seinem Vater, der ihn und seinen Freund Katte wegen Fahnenflucht zum Tode verurteilt, das Urteil dann aber doch nur an Katte vollstrecken lässt, aber Friedrich zum Zuschauen zwingt. Was das mit einer ohnehin schwierigen Vater-Sohn-Beziehung macht, kann man sich ausrechnen bzw. in weiterer Folge zum Beispiel an Hand seines Verhaltens seinem Neffen Friedrich Wilhelm gegenüber, den er zum Thronfolger bestimmt, aber gleichzeitig ziemlich ruppig behandelt, nachlesen. 
Wir erfahren aber auch um andere, höchst emotionale Beziehungen innerhalb der Familie der Hohenzollern. Ich habe vor einigen Jahren das Buch von Katrin Feuerstein-Praßer Friedrich der Große und seine Schwestern gelesen, in dem das innige Verhältnis zu seinen Schwestern beschrieben wird. Zu den Brüdern Heinrich und August Wilhelm ist das Verhältnis ein wenig schwieriger, besteht es doch aus einem komplexen Geflecht aus Loyalität und Rivalität. 
Was ich an Tanja Kinkel schätze, ist ihr Gespür für die Sprache in jener Zeit, in der das Werk spielt sowie das geschickte Verknüpfen von historischen Fakten und Fiktion. Dazu ist genaue Recherche erforderlich, die Tanja Kinkel perfekt beherrscht.
Zudem kommen hier mehrfach Perspektivenwechsel zum Einsatz, so dass ein und dieselbe Situation von unterschiedlichen Blickwinkel betrachtet werden. Das gefällt mir, weil sich si ein mehrdimensionales Bild der entsprechenden Lage ergibt. 
Am Beginn dieses rund 850 Seiten starken historischen Romans finden wir ein Personenverzeichnis, das uns hilft die zahlreiche Mitglieder der Hohenzollern, ihre Feinde und Freund (auch in wechselnden Allianzen) auseinander zu halten. 
Fazit:
Gerne gebe ich diesem penibel recherchierten und opulent erzählten historischen Roman, der weder vom Umfang noch vom Inhalt ein Leichtgewicht ist, 5 Sterne.