Worauf warten?
„Das mit dem Glück ist wie mit dem Unglück, es schleicht sich hinterrücks an und ist einfach plötzlich da.“ [kindle, Pos. 2283]
Mit Ende dreißig bekommt Katharina eine erschütternde Diagnose, sie muss sich einer Operation unterziehen und kann künftig keine Kinder bekommen.
Bislang hat sie sich damit getröstet, dass der Richtige noch nicht aufgetaucht ist, nun nützt das auch…mehrWorauf warten?
„Das mit dem Glück ist wie mit dem Unglück, es schleicht sich hinterrücks an und ist einfach plötzlich da.“ [kindle, Pos. 2283]
Mit Ende dreißig bekommt Katharina eine erschütternde Diagnose, sie muss sich einer Operation unterziehen und kann künftig keine Kinder bekommen. Bislang hat sie sich damit getröstet, dass der Richtige noch nicht aufgetaucht ist, nun nützt das auch nichts mehr. Eine Traurigkeit legt sich über sie und lässt sie schwer los, da hat jemand die Idee, dass sie doch der Späßekenulla vom Seniorenheim Sonnenhang nachfolgen und dort jeden Samstag einen Spielenachmittag mit den Bewohnern abhalten könnte.
Nachdenkliche Worte prägen diesen Roman, ruhig, manchmal fast schwermütig begegnet uns die Hauptfigur Katharina, weiß sie doch momentan gar nicht, wie sie ihr Leid aushalten soll, während ihre Freundinnen mit ihren Babys spazieren gehen. Arbeit und Kneipennächte haben ausgedient, aber wo soll sie Sinn in ihrem Leben finden? Da kommt die ehrenamtliche Stelle im Sonnenhang gerade recht, vielleicht findet sie dort, wonach sie sucht? Und tatsächlich kommt Katharina auf andere Gedanken, sieht neue Wege, auch wenn es hier ebenso wenig ein Wunschkonzert gibt wie im Leben außerhalb der Seniorenresidenz. Gespräche und Späße mit den „Alten“ fachen langsam wieder eine Lebendigkeit in Katharina an, die sie schon verloren geglaubt hat, ein mutiger Blick in die Zukunft mit Vertrauen in sich selbst ist wieder möglich.
Überaus einfühlsam erzählt Kathrin Weßling eine Geschichte, die vom Leben geschrieben wird, schildert flüssig und schnörkellos eine Achterbahn von Enttäuschung und Aufraffen, zeigt anhand einer sehr authentischen Protagonistin, dass nicht jeder Rückschlag gleich das Ende ist. „Im Leben wartet man nicht auf den Tod, man wartet darauf, erwachsen zu werden, … dann wartet man auf die Liebe, … den Urlaub, …den Lohn, … dass die Kinder ausziehen und dann, dass die Kinder zurückkommen.“ [kindle, Pos. 1588] Ja, so ist es wohl.
Ein Buch, das keine rosarote Brille vor sich her trägt, ein Buch, das nichts verklärt, aber ein Buch, das das wahre Leben abbildet und Hoffnung sät.