»Natürlich kann, soll, darf man alles erfinden, denn die Kunst muss alles dürfen.«
Trotz der Tatsache, dass ich mit Kehlmanns Romanen – ich wünsche mir selbst, es wäre anders – überhaupt nichts anfangen kann, lese ich seine Essays und Reden gerne und bin froh diese, als ich vor drei Jahren seine
sämtlichen bis dato veröffentlichten Werke las, entdeckt zu haben.
Insgesamt 27 mehr oder weniger…mehr»Natürlich kann, soll, darf man alles erfinden, denn die Kunst muss alles dürfen.«
Trotz der Tatsache, dass ich mit Kehlmanns Romanen – ich wünsche mir selbst, es wäre anders – überhaupt nichts anfangen kann, lese ich seine Essays und Reden gerne und bin froh diese, als ich vor drei Jahren seine sämtlichen bis dato veröffentlichten Werke las, entdeckt zu haben.
Insgesamt 27 mehr oder weniger neue und aktuelle Texte Kehlmanns versammeln sich in diesem Buch.
Leicht, locker, bereichernd und manchmal zum eigenen Nachdenken anregend sowie durchaus süffisant lassen sich diese Texte lesen, wenn sie auch manchmal zu theoretisch ausfallen. Eins steht jedoch fest – an Kehlmann ist ein großartiger Literaturwissenschaftler verloren gegangen!
Kehlmanns Reden und Essays bringen allemal neue Erkenntnisse. So wusste ich nicht, dass Heimito von Doderer einst Mitglied der NSDAP und überzeugter Antisemit war.
Fängt Kehlmann an bspw. über Kafkas Zeichnungen oder bestimmte literarische Werke zu sinnieren, hört man seine Gedanken sprechen, weil er seine Leidenschaft zur Literatur offenbart und diese mitunter ansteckend ist!
Seine akribischen Abhandlungen über verschiedene Schriftsteller, darunter Franz Werfel, Ernst Lothar, Hölderlin, etc. bereiten einfach nur Freude.
Doch auch das Zeitgeschehen wird beachtet. Parallelen wie Kehlmann sie zu Beginn des ersten Amtsantritts Donald Trumps bezüglich George Orwells „1984“ zieht, sind treffend! Ganz zu schweigen von seinen präzisen Einschätzungen hinsichtlich in Zukunft drohender Gefahren der Künstlichen Intelligenz oder Grenzen des Romans.
Kehlmann ist ein haargenauer Beobachter, der detailliert und differenziert schreibt und sich nicht davor scheut zu kritisieren, selbst wenn es sich um von ihm angesehene Autoren handelt.
Ausschließlich seine Beiträge über verschiedene Filme haben mich weniger interessiert und ich empfand diese als etwas langatmig.