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"Das Alter ist ein Zwergenstaat, regiert von jungen Riesen." Wer sagt das? Ein lyrisches Ich zwischen Glücksmomenten und Schwärze, Leere, Sturz. Beim Durchkämmen des Hundefells, beim Aufschneiden eines Apfels oder immer dann, wenn die Berge im Blau stehen, der Wind in den Bäumen rauscht, die Blätterschönheit den Atem raubt, kommt sie auf, die Frage, ob das das Glück sei, denn lange währt es nie. Schon fährt etwas dazwischen, Wörter, die wehtun, ausgesprochen von anderen, gegen die nur eines hilft: "Sich in Verse hüllen, als wären es Schutzgewänder, schön, weltabweisend, die Einbildung heißt…mehr

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Produktbeschreibung
"Das Alter ist ein Zwergenstaat, regiert von jungen Riesen." Wer sagt das? Ein lyrisches Ich zwischen Glücksmomenten und Schwärze, Leere, Sturz. Beim Durchkämmen des Hundefells, beim Aufschneiden eines Apfels oder immer dann, wenn die Berge im Blau stehen, der Wind in den Bäumen rauscht, die Blätterschönheit den Atem raubt, kommt sie auf, die Frage, ob das das Glück sei, denn lange währt es nie. Schon fährt etwas dazwischen, Wörter, die wehtun, ausgesprochen von anderen, gegen die nur eines hilft: "Sich in Verse hüllen, als wären es Schutzgewänder, schön, weltabweisend, die Einbildung heißt Aufenthalt." In Martin Walsers neuem Buch finden sich Lebensstenogramme, mal sind sie lyrisch, mal essayistisch, immer aber berührend, tief empfunden, wahr.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Martin Walser, 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, war einer der bedeutendsten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis, 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2015 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis. Außerdem wurde er mit dem Orden «Pour le Mérite» ausgezeichnet und zum «Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres» ernannt. Martin Walser starb am 26. Juli 2023 in Überlingen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Arno Widmann geht gerne den Walserweg. Wenn Martin Walser sich selbst und uns wieder einmal an der Verfertigung der Gedanken beim Schreiben teilnehmen lässt, ist das laut Widmann zwar nicht immer stubenrein, aber erkenntnisfördernd allemal. Walsers Notizen, Einfälle, Beobachtungen überraschen den Rezensenten ein ums andere Mal, nicht nur was das Bild des Autors angeht. Lustvoll findet er die Schreib- und Denkbewegung, sogar das Herfallen über Kollegen, das Ungenierte. Für Widmann ist das Buch ein Triumph, weil es zeigt, wie das Wünschen sich in den Text verwandelt.

© Perlentaucher Medien GmbH
Ein Triumph gegenüber dem bloßen Wünschen. Arno Widmann Frankfurter Rundschau 20181120
„O Tod bzw. Quatsch mit Soße“

Martin Walser setzt in „Spätdienst“ ein Kaleidoskop aus Neuem und längst Bekanntem zusammen

Traurigerweise fliegt einen manchmal die Lust an, ungerecht zu sein; der Grund dafür ist zumeist Überfütterung, ein schieres Zuviel. Dann möchte man etwa nach der Lektüre des neuen Notat- und Gedichtbandes „Spätdienst“ von Martin Walser sagen, man sei daraus mit einer Art Sinnspruchgedudel im Ohr wieder hervorgekommen. Wie jeder Ungerechtigkeit aber liegt natürlich auch dieser eine zutreffende Beobachtung zugrunde, hat der Leser hier doch eine ganze Menge bedeutungsschwangere, das schreibende Ich wie nebenbei immer mit aufwertende Sätze zu verkraften wie „Je mehr du jemanden liebst, / umso mehr verdient der deine Liebe“.

Doch ist dergleichen hier wirklich nicht alles, da gibt es noch so viel mehr und anderes: Gedichte über Abschied und Einsamkeit, über die Natur und die Jahreszeiten, die Politik, die Heimat, die Deutsche Bank, Kollegen und Krankheiten und selbstredend auch über „die Feinde“ aus dem Feuilleton, „die Töter, das Mediengewimmel“, die hier unter voller Kritiker-Namensnennung nochmal vorgeknöpft werden (und in vielen Fällen schon seit Jahren von der Bildfläche verschwunden sind). Folglich fehlt es auch an einer kräftigen Dosis Selbstmitleid nicht: „Nach einer Niederlage, nach einer zerstörerischen, entkräftenden, zerquetschenden Einwirkung von außen hat man keine Kraft übrig, um das, was passiert ist, in die Darstellbarkeitsdimension zu bringen. Man heult, plappert drauflos, ohne List, ohne alles, ist nur das Häufchen Elend, das sie gemacht haben aus einem. (…) Aber da das schon jahrzehntelang so geht, wird es dich auch diesmal nicht umbringen.“ Wofür dieses Buch der schlagende Beweis ist.

Die vielen Jahrzehnte des Walserschen Autorenlebens haben sich ihm allerdings auch auf andere Weise eingeschrieben. Etliche der hier abgedruckten Texte sind zuvor schon in anderen seiner Bücher erschienen, einige sogar gleich in mehreren, wie etwa das Gedicht „Ostern, schönes Feuilleton …“. Zuerst wurde es 1968, zu den Hochzeiten des Vietnamkriegs, in der Zeit abgedruckt, damals als eine wütende Anklage gegen das Duckmäusertum deutscher Politik gegenüber dem großen Bruder USA. Im „Spätdienst“ nun zückt der Autor damit fünfzig Jahre später noch einmal das Stöckchen, über das „die Feinde“ als Pawlowsche Hündlein springen sollen, werden hier doch „Golgatha, Verdun und Auschwitz“ gleichrangig nebeneinander und mit dem vietnamesischen Hué in eine Reihe gestellt: Auschwitz als ein historisches Massaker neben anderen, seiner Singularität entkleidet.

Daran ist, was Martin Walsers Vorstellungswelt anlangt, ja leider nichts Neues und interessant vielleicht allenfalls, wie lange er schon damit beschäftigt ist, die von ihm selbst so genannte „Auschwitzkeule“ von seinem deutschen Gewissen fernzuhalten. Womöglich wäre es inzwischen klüger, die rituell gewordene Provokation durch Nichtbeachtung ins Leere laufen zu lassen: Längst ist ja wirklich alles dazu gesagt.

Zu ästhetischen Fragen hingegen, soweit sie der „Spätdienst“ aufwirft, durchaus noch nicht – war es doch die poetische Form, die dem Leser-Gehör das Dudelgefühl eingegeben hat. Es resultiert einerseits aus Wendungen und Rhythmen, die aus dem Kunstlied, der Kantate oder auch der Lyrik des frühen Brecht geläufig sind: „… du in Ost und West Beleidigte, Standhafte du“ (über Europa, nach Brechts Gedicht „Deutschland, bleiche Mutter“), an Bach: „Wir machen unser Kreuz und Leid / nur größer durch die Traurigkeit“ oder auch an Schubert angelehnt sind: „Fremd bin ich daheim“. Andererseits ruft die mutwillige Verknüpfung von Paradoxem, der überraschende Dreh bevorzugt in der letzten Zeile, Erinnerungen an Ringelnatz, Morgenstern, Tucholsky oder Rühmkorf auf, etwa in „Morgengrauen und Wasserspülung“, in „Schon wieder ein Kunstwerk“ oder „O Tod bzw. Quatsch mit Soße“.

Da entstehen dann lustige Beobachtungen wie „die Verzweiflung des Exhibitionisten am Nacktbadestrand“, wird historisch mittlerweile arg Entlegenes noch einmal wiederholt, wenn es um „das Konservenhafte Liz Taylors“ und den „Gestütsnaturalismus Brigitte Bardots“ geht, schiere Albernheiten gibt es auch, wenn das Ich in einem Traum-Bericht dem „Herrn Ramses“ um des Reimes willen „in aller Eil“ sein „Geschlechtsteil“ überreicht.

Und neben schlichtweg Schönem wie „grün wiehert die junge Welt“, „draußen rauscht die Sonne“ oder „Vögel schreien, Fische gehen / in Alleen spazieren im Frack“ findet sich eben auch Friederike-Kempner-haftes wie „Taggekrönt ruhst du versunken / in der traumbeseelten Nacht, / und ich denk erinnerungstrunken / an deiner Locken düstere Pracht.“ Viele Farben und Töne ganz unterschiedlicher Herkunft, ein unverwechselbarer lyrischer Walser-Ton ist nicht darunter.

Der „Spätdienst“ ist eben eine kaleidoskopische Sammlung aus vielen Jahrzehnten und Schreibphasen. Ihrem Aufbau nach hätte sie ebenso „Mit Martin Walser durch das Jahr“ heißen können oder auch, knapp und präzise: „Ich“.

Ein Ich ist dies, das naturgemäß über das Alter wenig Tröstliches zu sagen hat, eines, das nicht aufhören kann zu tun, was es schon sein ganzes Erwachsenenleben lang tut: Tag für Tag alles Erdenkliche aufzuschreiben. Weshalb dies so ist und aus der Sicht des Schreibenden so lange wie möglich bleiben soll, erfahren wir auch: „Lesen und schreiben, diese besondere Art zu hinken. Hinkende können lesend und schreibend auch fliegen.“ Wenn all dem Schreiben und Lesen also ein Handicap, hier im eher Thomas-Mannschen Sinne „Hinken“ genannt, zugrunde liegt, möchte man Martin Walser auf jeden Fall eine noch möglichst lange anhaltende Flug-Lust wünschen.

FRAUKE MEYER-GOSAU

Das Buch hätte „Mit Martin Walser
durch das Jahr“ heißen können
oder, knapp und präzise: „Ich“

Martin Walser:
Spätdienst. Bekenntnis und Stimmung.
Rowohlt Verlag,
Reinbek 2018.
208 Seiten, 20 Euro.

DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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