"Tremor" von Teju Cole " [aus dem Englischen von Anna Jäger] ist keine leichte, eingängige Lektüre. Cole schreibt einerseits über eine Lebensgeschichte, andererseits durchbricht er diese Erzählung immer wieder mit zahlreichen Gedanken und Themen, die es schwer machen eine eindeutige und
chronologische Handlung zu finden. Für mich ist es so auch eher eine Art Ergänzung zu anderen Romanen wie "Weiße…mehr"Tremor" von Teju Cole " [aus dem Englischen von Anna Jäger] ist keine leichte, eingängige Lektüre. Cole schreibt einerseits über eine Lebensgeschichte, andererseits durchbricht er diese Erzählung immer wieder mit zahlreichen Gedanken und Themen, die es schwer machen eine eindeutige und chronologische Handlung zu finden. Für mich ist es so auch eher eine Art Ergänzung zu anderen Romanen wie "Weiße Flecken" von Lene Albrecht oder "Issa" von Mirrianne Mahn, die zwar auch an einigen Stellen nur Fragmente enthalten, aber durch ihre Handlung und Geschichte eine viel emotionalere Bindung zu den Leser*innen ermöglichen. "Tremor" ist mehr so eine kluge, intensive Auseinandersetzung mit zahlreichen Themen von Kolonialismus, Rassismus, Korruption, Bildung, deren Einfluss auf die Fotografie, die Kunst und das kulturelle Erbe, bis hin zu Gedanken und Beschreibungen über die Situation in Nigeria - außerhalb, wie innerhalb. Mensch(sein). Mal sind es mehr tiefgründige Gedanken, Gedankenverkettungen, mal mehr Beschreibungen des Gesehenen, Geschehenen oder der Versuch einer Erklärung für die jeweiligen Lebensverhältnisse. Und ich glaube, das mag ich an diesem Buch besonders... das Aufbrechen bekannter Perspektiven, wenn auch Schwarze Stimmen immer mehr Gehör finden und vieles fast schon logisch erscheint, so ist es immer wieder bereichernd noch einmal von einer anderen Lebensrealität, einen anderen Bezug oder mehr Wissen über xy zu erfahren oder wann hat man sich schon mal Gedanken über Hotels gemacht? oder ob ein Land überhaupt für die Herstellung von Produkten gemacht ist? Cole präsentiert dabei, wenn es um Fotografie oder Kunst geht oder um die Benin-Statuen oder das Gemälde "Sklavenschiff (Sklavenhändler werden Tote und Sterbende über Bord - ein Taifun zieht auf) , keine vorgefertigte Lösung eines Bessergebildeten für den Umgang eben jener Überlieferungen, er zeigt Gedanken auf, hilft als Außenstehender Gegebenheiten besser einzuschätzen und zeigt zeitgleich unseren unempathischen Umgang mit all den mitschwingenden Themen der geschichtlichen Prägung.
"Jeder Mensch erschließt sich die Welt aus einem persönlichen Blickwinkel, was dieses Wissen nicht schmälert. Jeder Mensch begreift das Leben auf der Grundlage kleiner persönlicher Ereignisse. Die eigene, unmittelbare Erfahrung ist das, was zählt. Nur wenn wir uns auf das stützen, was wir wissen und was wir erlebt haben, können wir uns in größere Zusammenhänge begeben."
...und gerade dabei hilft dieses Buch und diese kluge, intellektuelle Auseinandersetzung ungemein. Da es dennoch ein etwas spezielleres Buch ist und zeitweise intensiv und anstrengend, nur eine vorsichtige Empfehlung.