Neben ihren berühmten Romanen „Das siebte Kreuz“ und „Transit“, die zur Weltliteratur gehören, hat die Schriftstellerin Anna Seghers (1900-1983) auch zahlreiche Erzählungen geschrieben, die ebenfalls zur schönsten Prosa der deutschen Literatur im 20. Jahrhundert zählen.
Mit „Und habt ihr denn
etwa keine Träume“ ist im Aufbau Verlag eine Auswahl ihrer schönsten Erzählungen erschienen. Die…mehrNeben ihren berühmten Romanen „Das siebte Kreuz“ und „Transit“, die zur Weltliteratur gehören, hat die Schriftstellerin Anna Seghers (1900-1983) auch zahlreiche Erzählungen geschrieben, die ebenfalls zur schönsten Prosa der deutschen Literatur im 20. Jahrhundert zählen.
Mit „Und habt ihr denn etwa keine Träume“ ist im Aufbau Verlag eine Auswahl ihrer schönsten Erzählungen erschienen. Die vierzehn Erzählungen sind jedoch nur ein Bruchteil aus ihrem umfangreichen erzählerischen Werk. Die Erzählungen gestatteten Seghers, sich unmittelbarer mit Zeit- und Gesellschaftsveränderungen auseinanderzusetzen. Den Auftakt macht die frühe Erzählung „Die Ziegler“ (1928), in der sie mit Marie Ziegler eine eindrucksvolle Frauengestalt schilderte. In der Erzählung „Das Argonautenschiff“ aus dem Jahre 1948 griff Seghers mit der Iason-Sage einen Stoff aus der griechischen Mythologie auf, in welcher Iason mit seinen Argonauten in See sticht, um das goldene Vlies zu holen. Die Geschichte, in der die Autorin auch ihr Heimkehrerschicksal verarbeitete, wurde allerdings erst 1953 in der DDR veröffentlicht.
Seghers bekannteste Erzählung ist sicher „Der Ausflug der toten Mädchen“, die in den letzten Kriegsjahren entstand und 1946 in New York erschien. In der Rahmenhandlung erlebt die Ich-Erzählerin in einem abgelegenen mexikanischen Dorf beim Spazierengehen einen Tagtraum, der sie ins Jahr 1913 zurückversetzt. In der Binnenhandlung erinnert sie sich an einen Schulausflug auf dem Rhein. Erzählt werden dabei die Lebens- und Leidensgeschichten ihrer Mitschüler und Lehrer, die dann später im zweiten Weltkrieg auf tragische Art und Weise ums Leben kommen. Die abschließende Erzählung „Der Schlüssel“ stammt aus dem Erzählband „Drei Frauen aus Haiti“, der 1980 veröffentlicht wurde.
Ergänzt wird die Aufbau-Ausgabe durch die umfangreiche Einleitung „Von der Kraft der Schwachen“ von Ingo Schulze, der auch die Auswahl der Erzählungen vorgenommen hat.