Ein Stück Zeitgeschichte voller Gefühl und Lebendigkeit ^
Schon die ersten Seiten haben mich tief in die Zeit nach dem Krieg hineingezogen. Tom Saller gelingt es, mit klarer Sprache und einem sehr lebendigen Stil das Lebensgefühl der Jahre 1946/47 einzufangen. Besonders bewegend war für mich, wie 
 er die Kälte und den Hunger des Winters beschreibt, ohne sich in Schilderungen zu verlieren. Ich…mehrEin Stück Zeitgeschichte voller Gefühl und Lebendigkeit ^
Schon die ersten Seiten haben mich tief in die Zeit nach dem Krieg hineingezogen. Tom Saller gelingt es, mit klarer Sprache und einem sehr lebendigen Stil das Lebensgefühl der Jahre 1946/47 einzufangen. Besonders bewegend war für mich, wie er die Kälte und den Hunger des Winters beschreibt, ohne sich in Schilderungen zu verlieren. Ich konnte mir Hedis Situation als junge Flüchtlingsfrau gut vorstellen und habe gespürt, wie viel Mut und Kraft sie in dieser Phase aufbringen musste.
Was mich besonders berührt hat, war Hedis Unbeirrbarkeit. Trotz aller Rückschläge, der Skepsis ihrer Umgebung und der Unsicherheit der Nachkriegszeit gibt sie nicht auf. Gerade als sie in die Welt von Alfons Müller-Wipperfürth eintritt, diese Mischung aus Glanz, Ehrgeiz und zwielichtigem Charme, spürt man die Gegensätze sehr stark. Mich hat beeindruckt, wie sie in dieser Umgebung ihren Platz behauptet und sich nicht unterkriegen lässt.
Die Einblicke in den Aufstieg und späteren Fall des Hosenkönigs fand ich spannend, aber noch wichtiger war für mich Hedis eigene Entwicklung. Es ist nicht nur ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte, sondern vor allem eine sehr persönliche Geschichte über Hoffnung, Vertrauen und die Suche nach Liebe. Dass es dabei um die Großmutter des Autors geht, verleiht dem Ganzen zusätzlich Gewicht und Authentizität.
Ich habe das Buch auf einen Rutsch gelesen, so sehr hat es mich gefesselt. Manche Szenen wirkten so unmittelbar, dass ich das Gefühl hatte, direkt dabei zu sein. Und obwohl es ein Roman über Entbehrung, Verlust und Neubeginn ist, habe ich die Lektüre nie als bedrückend empfunden – eher als kraftvoll und auf eine stille Art ermutigend.
Für mich ist „Und Hedi springt“ ein Roman, der zeigt, wie stark Menschen sein können, wenn sie keine andere Wahl haben, und wie sehr Durchhaltevermögen und die Suche nach Liebe das Leben tragen. Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst. Von mir gibt es dafür klare fünf Sterne und eine Leseempfehlung.