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Vielleicht sollte es ein europäisches Gesetz geben, dass es verbietet, venezianische Straßenkatzen zu fotografieren. Vor allem beim Trinken aus kleinen, am Gassenrand herumstehenden Schälchen. Aufnahmen von zwischen Pfützen umhertrippelnden Tauben könnten ebenso untersagt werden. Auch Fotos von an rohen Ziegelwänden lehnenden Fahrrädern. Man könnte es das "Anti-Banalisierungs-Gesetz" nennen. Oder die "Anti-Trivialisierungs-Verordnung". Auf solch schräge Gedanken kann man kommen, wenn man den vorliegenden Fotoband durchblättert, der in seinem Titel ein Venedig "hinter den Kulissen" verspricht. Genau dieses Venedig suchen die Gäste der Serenis
sima seit dem späten achtzehnten Jahrhundert, als die Stadt aufhörte Republik zu sein, und der Prozess der Profanierung und Musealisierung begann. Zugleich ist der Anspruch dieses Buches und seiner Fotografien fast rührend; und wirkliche Naivität ist immer bezaubernd. Tatsächlich gibt es nicht nur Belanglosigkeiten. Einige Fotos - es sind wenige - sind das, was Fotos ja auch durchaus sein dürfen - schlicht schön. Unscharf, nebensächlich, irgendwie aquarellene Schnappschüsse, die etwas mit der Idee von Venedig, denn in der Wirklichkeit existiert solch eine Stadt schon seit Langem nicht, zu tun haben könnten. Der Rest, und gut gemeint ist wie immer schlecht gemacht, ist ein Griff in die tiefsten Tiefen der Floskelkiste. Die Texte sind auch trotz ihrer Knappheit nicht lesbar; fast schon Satire. "Es gibt sie: die stillen Oasen in Venedig", ist hier zu lesen. Wir sind im Garten einer "amerikanischen Besitzerin". Und dann kommt ein Satz, der ebenso platt ist wie dieser Bildband: "Das dazugehörige Haus ist geschmackvoll eingerichtet und geräumig." Venedig wird, und das ohne jeden Zweifel, allein schon wegen des Klimawandels irgendwann im Meer versinken. Manchmal mag man das nicht unbedingt bedauerlich finden. üte
"venexia - Hinter den Kulissen von
Venedig" von Stefan Hilden. Zu Klampen
Verlag, Springe 2021. 204 Seiten, zahlreiche Farbfotos. Gebunden, 30 Euro.
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