Weitschweifige Geschichte, mit wenig Spannung, aber viel Lokalkolorit
Zunächst einmal will ich deutlich sagen, dass ich es auch verstehen kann, wenn andere Leser dieses Buch mögen. „Verdeckte Spuren“ von Jochen Brunow hat durchaus seine Stärken. Zunächst einmal ist der Lokalkolorit von
Sardinien, wie auch von Berlin wunderbar herausgearbeitet. Mitunter liest sich die Geschichte finde ich so…mehrWeitschweifige Geschichte, mit wenig Spannung, aber viel Lokalkolorit
Zunächst einmal will ich deutlich sagen, dass ich es auch verstehen kann, wenn andere Leser dieses Buch mögen. „Verdeckte Spuren“ von Jochen Brunow hat durchaus seine Stärken. Zunächst einmal ist der Lokalkolorit von Sardinien, wie auch von Berlin wunderbar herausgearbeitet. Mitunter liest sich die Geschichte finde ich so detailliert wie ein Reiseführer und macht Lust auf die jeweilige Gegend. Auch der Schreibstil ist etwas besonderes und wer ausschweifende, detailreiche und bildhafte Erzählungen mag, wird dieses Buch lieben. Mich persönlich konnte der Stil leider nicht abholen, ich fand ihn wirklich anstrengend zu lesen und auch wenn ich mich nach etlichen Seiten an diesen gewöhnt hatte, begeistert war ich bis zum Ende nicht davon. Letztlich bleibt aufgrund der vielen Ausschweifungen nämlich jegliche Spannung auf der Strecke. Die Handlung verliert sich immer wieder in unwichtigen Nebensträngen, von Ermittlungen kann man nicht sprechen, nur durch Zufall und viel technische Hilfe wird alles aufgeklärt. Was mich zunehmend störte war außerdem die sehr "männliche Schreibe". Alle wichtigen Figuren sind zunächst Männer, die wenigen vorkommenden Frauen sind mehr oder weniger schmückendes Beiwerk und nur als (mögliche) Partnerinnen interessant. Außerdem sind die Beschreibungen der weiblichen Figuren finde ich beispielhaft für den "Male Gaze", sehr auf Äußerlichkeiten bedacht und wenn sie mal nicht normschön sind werden sie mit abwertenden Bezeichnungen wie etwa Matrone bedacht. Auch durch den Bechdel-Test fällt das Buch durch, was finde ich bezeichnend ist. Auf über 300 gibt es keine Interaktion zwischen zwei Frauen, welche sich nicht um Männer dreht. Versteht mich bitte nicht falsch. Normalerweise bewerte ich Krimis nicht nach feministischen Maßstäben. In diesem Fall zieht sich die patriarchale Denke aber dermaßen deutlich durchs Buch, dass es für mich auch die restliche Geschichte abwertet. Dazu kam dann noch der mühsame Schreibstil und ein etwas zu konstruierter Fall. Auch wenn es mir leid tut, mehr als 2 Sterne kann ich in diesem Fall nicht vergeben.