Wie riecht Klasse, wie riecht Kunst? Und klettern Aufsteiger:innen nach oben oder nur in einen anderen Raum? Können sie sich in dem neuen Raum frei bewegen? Wie verändert sich ihr Blick auf den Alten? Und können sie die Angst und Scham abstreifen, "fehl am Platz zu sein", ertappt oder deplatziert?
“Aufsteigern sieht man das Klettern an“, zitiert Matusko den Popstar der Soziologie Bourdieu, der…mehrWie riecht Klasse, wie riecht Kunst? Und klettern Aufsteiger:innen nach oben oder nur in einen anderen Raum? Können sie sich in dem neuen Raum frei bewegen? Wie verändert sich ihr Blick auf den Alten? Und können sie die Angst und Scham abstreifen, "fehl am Platz zu sein", ertappt oder deplatziert?
“Aufsteigern sieht man das Klettern an“, zitiert Matusko den Popstar der Soziologie Bourdieu, der alle Diskurse zu kulturellen Codes und Praktiken bestimmt und paradoxerweise selbst zu einem Code geworden ist.
Matusko tastet in seinem räumlich, gegenständlich und sinnlich suchenden Herkunft, Klasse und Aufstieg hinterfragenden Essay dieses Klettern in viele Richtungen ab. Er nimmt seine Eltern, die Mutter bayerische Gastwirtin, der Vater Gastronom, emigriert aus dem ehemaligen Jugoslawien, die bewirtschafteten Wirtshäuser seiner Kindheit, Pommes, Tennis, Lacoste, Quellekatalog und Sperrholz, das Gymnasium, die reicheren Freunde, die Kunst und das Geld. Er baut sich ihm eingebrannte Slogans und Dialoge ein und landet dabei immer wieder bei der sanktionierenden Kraft von Gerüchen und Essen.
»Warum ist der Geruch nach Zwiebeln oder Knoblauch oder Pommes denn so schlimm? Sind es wirklich die Gerüche, die so störend sind für die Angewiderten, oder eigentlich die Menschen und Eigenschaften, die jene mit ihnen assoziieren? Und sind nicht eher sie und ihre empfindlichen Riecher das Problem?« |175
»Verdunstung in der Randzone« geht vom Persönlichen auf das Allgemeine zu und beschreibt das Klettern durch gesellschaftliche Grenzräume, mit dem wahrscheinlich nicht nur Aufsteiger:innen eine Menge anfangen können. Die Unbedarftheit, die Beschämung und die internalisierte Scham, die Überkompensation und eine Neuverortung, die immer brüchig bleiben wird, sind nicht so individuell, wie sie scheinen. »Verdunstung in der Randzone« verändert die Blicke auf uns nahegelegte und verlassene Räume. Es erhellt die Selektionen und Hürden derer, die sich in den neuen Räumen zuhause fühlen. Vielleicht ist es auch eine Möglichkeit, auf der Schwelle stehen zu bleiben, oder sich einen dritten Raum zu erschaffen.