Der dreißigjährige US-Amerikaner Noah Stryker betreibt das Trend-Hobby "Birding", zu deutsch: Vogelbeobachtung.
Er nimmt sich vor, in einem Jahr mindestens 5.000 Vogelarten zu sichten und reist dafür um die ganze Welt.
Der Anfang seines Reiseberichts hat mich positiv überrascht. Ich hatte ein
wenig befürchtet, dass hier ein verschrobener Freak mit Scheuklappen von seinem Extrem-Hobby schwärmen…mehrDer dreißigjährige US-Amerikaner Noah Stryker betreibt das Trend-Hobby "Birding", zu deutsch: Vogelbeobachtung.
Er nimmt sich vor, in einem Jahr mindestens 5.000 Vogelarten zu sichten und reist dafür um die ganze Welt.
Der Anfang seines Reiseberichts hat mich positiv überrascht. Ich hatte ein wenig befürchtet, dass hier ein verschrobener Freak mit Scheuklappen von seinem Extrem-Hobby schwärmen würde, aber ganz im Gegentei: Strycker erzählt durchaus unterhaltsam und informativ. Er führt anschaulich in die Geschichte des Birding ein und reflektiert Birdingtourismus und Extrembirding auch kritisch.
Diese Kritik geht leider im Verlauf des Buchs allmählich verloren, dafür wirkt Noah immer getriebener, je länger er unterwegs ist. Er hat bald nur noch sein selbst gestecktes Ziel vor Augen, für den Genuss der Natur über den kurzen Augenblick hinaus bleibt so gut wie keine Zeit. Ein schöner Aspekt des Birding wird anschaulich beschrieben: Dieses von vielen Leuten auf der ganzen Welt betriebene Hobby verbindet Gleichgesinnte über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg.
Das Paperback liegt schwer in der Hand, in der Buchmitte finden sich zahlreiche Farbfotos, allerdings sind es deutlich zu wenige, um auch nur einen Bruchteil der beschriebenen Vogelarten für den Laien zu veranschaulichen. So bleibt dem interessierten Leser nur die eigene Recherche, die den Lesefluss immer wieder störend unterbricht.
Einen großen Kritikpunkt stellt für mich die dutzende Seiten lange penible Auflistung am Ende des Buchs aller 6.042 von Noah gesichteten Vogelarten dar. Welche Ressourcen-Verschwendung! Hier hätte man durch einen entsprechenden Weblink enorm viel Papier sparen können, zumal die wenigsten Leser die Liste wirklich von vorne bis hinten studieren dürften!
Noch viel mehr stört mich allerdings eine gewisse Bigotterie der meisten Extrem-Birder, zu denen ich definitiv auch Noah zähle: Auf der einen Seite verschreiben sie sich dem Naturschutz und beklagen, dass viele Vogelarten vom Aussterben bedroht sind. Auf der anderen Seite jetten sie für ihr Hobby um den Globus und tragen dadurch zum Klimawechsel bei, und sind somit selbst Verursacher davon, dass viele Vögel ihres natürlichen Habitats beraubt werden. Zwar spricht Noah immer wieder vom CO2-Ausgleich, aber etwas mehr fürs Flugticket zu zahlen (und den Aufpreis in klimafreundliche Projekte investieren zu lassen) ändert ja grundsätzlich nichts daran, dass durchs Fliegen deutlich zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen.
Stryker hat sich sein "Big Year" der Vogelbeobachtung auch durch den Verkauf seines Buches refinanziert - ich ärgere mich, dazu beigetragen zu haben.