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Christine Thürmer ist glücklich. Die Autorin, zweiundfünfzig, ist seit mehr als zehn Jahren obdachlos, selbstgewählt. Ihr Wohnsitz ist ihr Zelt, ihre Habe liegt in einer Miet-Box in Berlin. Thürmer ist Extremwanderin, mehr als dreißigtausend Kilometer ist sie gegangen, sie paddelt und radelt aber auch, um andere Körperpartien zu beanspruchen. Nun war sie in Europa unterwegs. Zuerst wandert sie von Koblenz nach Tarifa, knapp viertausend Kilometer, verbraucht drei Paar Schuhe und vierzig Kilo Schokolade. Sie übernachtet meistens im Zelt. Die Angst, als Frau im Wald zu schlafen, sei unbegründet, schreibt sie. Und natürlich gibt ihr die Statistik recht, Großstädte sind gefährlicher. Als versierte Autorin handelt sie die Vorbereitungen rasch ab, oft das quälendste Kapitel solcher Bücher. Und sie erzählt nicht die Tage nach, sondern sammelt exemplarisch Ereignisse. Die Hilfsbereitschaft fremder Menschen, die Suche nach Übernachtungsplätzen und günstigen Lebensmitteln. Von ihrem einstigen Leben als Managerin hat sie sich weit entfernt, lebt mit löchrigen Socken, ungewaschenen T-Shirts und Körpergeruch. Es scheint sie nicht zu stören. Wer ihr nacheifern möchte, findet Ratschläge. Der beste: Man solle lange Touren als Job betrachten. Wer an Urlaub denke, würde enttäuscht werden, denn es ist nicht alles eitel Sonnenschein. Nach der Gehstrecke radelte Thürmer von Berlin durchs Baltikum nach Finnland und paddelte fast tausend Kilometer durch Schweden. Sie schreibt von der Freiheit dieser Art zu leben, von Einsamkeit spricht sie nicht.
bär.
"Wandern. Radeln. Paddeln. 12000 Kilometer Abenteuer in Europa" von Christine Thürmer. Malik bei Piper, München 2018. 304 Seiten. Broschiert, 18 Euro.
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