“Die Eindrücke der Kindheit wurzeln am tiefsten.” – Karl Emil Franzos
Eigentlich ist es ein ganz normaler Schultag für den kleinen Hans und doch verändert sich an diesem Tag sein ganzes Leben. Mitten aus dem Unterricht gerissen und von Uniformierten abgeholt, wird er regelrecht verschleppt. Weder
Hans, noch seine Eltern wissen, warum der kleine Bub in eine Besserungsanstalt gebracht werden…mehr“Die Eindrücke der Kindheit wurzeln am tiefsten.” – Karl Emil Franzos
Eigentlich ist es ein ganz normaler Schultag für den kleinen Hans und doch verändert sich an diesem Tag sein ganzes Leben. Mitten aus dem Unterricht gerissen und von Uniformierten abgeholt, wird er regelrecht verschleppt. Weder Hans, noch seine Eltern wissen, warum der kleine Bub in eine Besserungsanstalt gebracht werden soll. Für Hans beginnt ein Martyrium und es scheint, als wäre jegliche Menschlichkeit draussen vor den Mauern der Einrichtung abgegeben worden...
Margit Weiß legt mit "Was man nicht sieht, ist doch da" einen sehr eindringlichen Roman vor, der tief unter die Haut geht und auch noch lange nach dem Lesen seine Spuren hinterlässt. Ungeschönt und in fast schon stakkatoartigen Sätzen peitscht sie die Lesenden durch die Seiten und versetzt sie in Atemlosigkeit, Entsetzen und innere Aufruhr.
Auch gut zehn Jahre nach Kriegsende sitzt die hirnverbrannte Denkweise des braunen Sumpfes noch tief in den Köpfen derer, die alles "zum Teufel schicken", was nicht ihren Vorstellungen entspricht. Hans steht hierbei stellvertretend für alle Kinder, die aufgrund einer sinnbefreiten Denunziation ihrer Kindheit und Jugend in den Besserungsanstalten verbringen mussten.
Was dort mit den kleinen Kinderseelen geschieht, ist unfassbar und es fällt schwer, das Gelesene in Worte zu fassen, um all die Demütigungen, Misshandlungen und Entwürdigungen zu beschreiben die nur darauf ausgerichtet sind, die Kinder zu brechen und zum Gehorsam zu zwingen.
Abgestumpfte, züchtigende und kaltherzige Erwachsene, die weder vor körperlicher noch seelischer Gewalt zurückschrecken, zeigen ihre böse Fratze und Margit Weiß beschreibt die Szenerien so deutlich, dass sie die alptraumhaften Bilder zum Leben erweckt. Zwischen all dem Grauen blüht jedoch ein kleines Pflänzchen Menschlichkeit, Herzenswärme und Güte. Dieses Pflänzchen kommt in Gestalt der Gärtners daher und zeigt, dass es zwischen den dunklen Mauern aus Machtmissbrauch und Kindesmisshandlungen doch möglich ist, den Kindern mit Achtung und Respekt zu begeben und ihnen die echten Werte wie Herzlichkeit, Vertrauen, Freundschaft und Mitgefühl zu vermitteln.
“Die Eindrücke der Kindheit wurzeln am tiefsten.” - mit diesem Zitat von Karl Emil Franzos lässt sich sehr gut zusammenfassen, was Hans für sein ganzes Leben geprägt hat. Und doch ist aus dieser geschundenen Kinderseele ein empfindsamer Mann geworden, der zwar immer irgendwie ein Außenseiter geblieben ist, jedoch ein mitfühlendes Herz in sich trägt.
Sehr lesenswert und in seiner Kernaussage aktueller denn je!