Der Roman „Wellen“ des deutsch-baltischen Schriftstellers Eduard von Keyserling (1855-1918) erschien 1911 und führt, wie viele seiner Werke, in die kurländische Adelsgesellschaft, die sich in der Sommerfrische eines Fischerdorfes zusammenfindet. Die Generalin von Palikow hat ihre Familie und
Bekannten zu Ferien am Meer eingeladen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht jedoch ein anderes…mehrDer Roman „Wellen“ des deutsch-baltischen Schriftstellers Eduard von Keyserling (1855-1918) erschien 1911 und führt, wie viele seiner Werke, in die kurländische Adelsgesellschaft, die sich in der Sommerfrische eines Fischerdorfes zusammenfindet. Die Generalin von Palikow hat ihre Familie und Bekannten zu Ferien am Meer eingeladen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht jedoch ein anderes gesellschaftlich verfemtes Paar, das sich in unmittelbarer Nachbarschaft niedergelassen hat: der bürgerliche, freidenkende Maler Hans Grill und seine adlige Frau, die bildschöne Gräfin Doralice, die ihren Mann, einen älteren Grafen, verlassen hat. Seitdem gilt sie als verruchte Ausbrecherin aus der adeligen Welt, die jedoch mit ihrer Aura und ihrem Charme mehrere Personen der Gesellschaft in ihren Bann zieht. So entsteht bald schicksalhaftes Beziehungsgeflecht, voller Erotik und Dramatik, das sich vor der imposanten Kulisse des Meeres auf engem Raum abspielt. So kommt Hans Grill schließlich bei einem Unwetter auf dem Meer um, während die Gräfin sozial isoliert zurückbleibt. Stiller Beobachter und gelegentlicher Kommentator des Dramas ist der körperlich missgestaltete Geheimrat Knospelius.
Eduard von Keyserlings impressionistischer Roman „Wellen“ zeichnet ein Psychogramm der adligen Gesellschaft vor dem Ersten Weltkrieg. Außerdem ist die Sommergeschichte eine Liebeserklärung an die Ostsee. Die Reclam-Ausgabe ist mit einem informativen Nachwort der Literaturwissenschaftlerin und Autorin Gabriele Radecke ergänzt.