Theresia Kandl, geboren am 10. Juni 1785 in Atzgersdorf hatte ihren erst am 30. Oktober 1808 geehelichten] Mann mit einer Hacke erschlagen. Am 13. März 1809 wurde Theresia Kandl zum Tode verurteilt und am 16. März des gleichen Jahres am Neuen Wiener Galgen in der Nähe der Spinnerin am Kreuz als
erste und letzte Frau in Wien durch Hängen hingerichtet.
Soweit die Geschichtsbücher.
Ganz in der…mehrTheresia Kandl, geboren am 10. Juni 1785 in Atzgersdorf hatte ihren erst am 30. Oktober 1808 geehelichten] Mann mit einer Hacke erschlagen. Am 13. März 1809 wurde Theresia Kandl zum Tode verurteilt und am 16. März des gleichen Jahres am Neuen Wiener Galgen in der Nähe der Spinnerin am Kreuz als erste und letzte Frau in Wien durch Hängen hingerichtet.
Soweit die Geschichtsbücher.
Ganz in der Nähe entdeckt ein kleines Mädchen zufällig beim Graben in der Erde einen Knochen. Wegen seiner Größe vermutet sie, dass er menschlichen Ursprungs ist. Als sie den Knochen nach Hause bringt, ist die Mutter entsetzt und will ihn entsorgen. Doch das Mädchen bleibt hartnäckig und landet schließlich bei unserer Protagonistin, der Psychologin Nicky, da ihre Mutter sie für übermäßig fantasievoll und beinahe verrückt hält. Nicky nimmt Mara, die den Knochen äußerst präzise zeichnen kann, ernst – und schon sind wir mitten in der Geschichte und treffen unsere sympathischen Wiener Ermittler wieder.
Am Fundort des Knochens, der tatsächlich menschlich ist, wird die dazugehörige Leiche beziehungsweise das Skelett entdeckt. Welche Verbindung könnte die „schönste Mörderin Wiens“, Theresia Kandl, zu diesem Fund haben? All das liegt zwar Jahrhunderte zurück, doch so alt ist der Knochenfund dann doch nicht. Allerdings weist das gefundene Skelett ebenfalls Spuren eines gewaltsamen Todes auf. War der Ort also möglicherweise doch nicht zufällig gewählt?
Es ist zunächst schwer, den Toten zu identifizieren, doch sobald dies gelungen ist, offenbart sich eine Vielzahl an verdächtigen Spuren. Es gibt weit mehr als nur eine Person, die dem Verstorbenen den Tod gewünscht hätte oder ihn vielleicht selbst ins Jenseits befördert haben könnte. Verdächtige verschwinden, ein „Gespenst“ versucht, die kleine Mara einzuschüchtern und auch Kommissar Grohsmann und Nicky bekommen es mit merkwürdigen Vorfällen in ihrem privaten Umfeld zu tun.
Den Ermittlungen von Grohsman und seinem Team zu folgen ist für Freunde dieser Buchreihe wie ein Nachhausekommen, ein Zusammentreffen mit alten Bekannten. Man „kennt“ die Macken und Gewohnheiten der einzelnen Personen, fühlt und/oder leidet mit ihnen, und das ist ein Teil dessen, was diese Reihe so liebenswert macht.
Dieses Mal hat die Autorin noch einiges mehr an humorvollen Momenten mit eingeflochten, aber stets so dosiert, dass es nicht zu viel wird, sondern man einfach mit einem leichten Lächeln im Gesicht immer weiter lesen kann...
Mina Albich hat einen höchst komplizierten Plot aufgebaut, einige Finten eingebaut und es gelingt erst sehr spät, die wahren Täter zu identifizieren.
Doch was bis dahin passiert ist ein Feuerwerk an zwischenmenschlichen Wiener Beziehungen, es „menschelt“ überall und das macht einfach Spaß zu lesen. Ob es der Wiener Dialekt ist, der dieses Mal leider sehr sparsam einfließt, die Gedanken von Grohsman und Joe, die beide von Gefühlen geplagt werden, mit denen sie sonst weniger geübt im Umgang sind oder auch die sehr liebevoll und behutsam gezeichnete Mara, die ich als Figur sehr gelungen finde.
Mir purzelten dieses Mal beinahe ein paar Personen zu viel durch die Handlung, aber dadurch gelingen eben auch die Wendungen, die den Leser beim gedanklichen Mitermitteln durchaus aufs Glatteis zu führen vermögen.
Das Ende ist stimmig und lässt keine offenen Fragen – auch wenn einige Aspekte etwas konstruiert wirken, ohne zu spoilern, kann ich darauf jedoch nicht näher eingehen.
Obwohl ich in diesem Buch manches ein wenig „drüber“ empfand, sowohl von der Handlung her als auch von den sehr detailverliebten Schilderungen der getrunkenen Teesorten, etc., so ist es trotzdem wieder ein Buch, was sich einfach wunderbar lesen lässt. Mara war eine meiner Lieblinge, natürlich neben Sally, der unvergleichlichen Hundedame von Grohsman.
Ein Wohlfühlkrimi voller Charme, Wiener Flair und Spannung! Es fühlt sich an, als hätte Mina ihren Protagonisten so viel Leben eingehaucht, dass sie fast von selbst agieren. Ich bin gespannt, wie sich unsere Hauptfiguren weiterentwickeln. Auch dieses Mal gab es einige Veränderungen, die auf sehr nachvollziehbare Weise geschildert wurden.
Es ist erwähnenswert, dass dies bereits der vierte Wienkrimi in dieser Reihe ist. Man kann ihn ohne Vorkenntnisse lesen, aber um die Charaktere und ihre Entwicklung voll zu erleben, sollte man sich das Vergnügen gönnen, die Reihe von Anfang an zu genießen.
Ich bin sicher (und glücklich darüber), dass die Autorin die Reihe fortsetzen wird und für dieses Schmankerl der Regionalkrimis vergebe ich gern 5* und eine Leseempfehlung!