Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Zu den zwiespältigen Folgen der Finanzkrise zählt neben der Abwrackprämie vor allem der Finanzkrisenroman. Während jene dafür gesorgt hat, dass manch nostalgieträchtiges Modell auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist, ermöglicht dieser die Wiederkunft von allerlei verkrachten Existenzen, namentlich von politischen Romantikern um die fünfzig. Maximilian Klein ist so ein ewiger Stenz der Rebellion, der trotz des Gefühls, "etwas im Leben falsch zu machen, genauer: alles", in "leicht verquasten Reden" überall und unverdrossen gegen oder für etwas eintritt, notfalls "für seltene Schreibweisen oder den ungewöhnlichen Gebrauch der deutschen Sprache". Die Finanzkrise ist für ihn ein "Geschenk des Himmels". Nicht ganz ohne Bewusstsein der eigenen Lächerlichkeit tut er sich mit jungen Infoterroristen zusammen, um Elisabeth Locust zu entführen, Bankerin und Publizistin, bekannt als "die schwarze Ikone des marodierenden Kapitalismus". Die Geisel aber stellt sich als Maximilians Jugendliebe Lisa Pauly heraus, die er nicht vergessen konnte. Während er sie im Bungalow am Stadtrand bewacht, zieht er im Bann ihrer Nähe die Bilanz seines widerborstigen Lebens. Lukas Hammerstein (Jahrgang 1958) beherrscht die Mittel des intelligenten Unterhaltungsromans, aber er vertraut seinem Thema nicht. Die Finanzkrise dient ihm als bloßer Anlass für systemkritisches Larifari, dass auch durch Ironie nicht erträglicher wird. Überzeugender sind die sentimentalen Rückblenden, die freilich zu häufig allerlei Gefühlsplunder aus der Mottenkiste jener Songs zutage fördern, die einst "von der Liebe und der Krise und der Zukunft erzählten". (Lukas Hammerstein: "Wo wirst du sein". Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 256 S., geb., 18,95 [Euro].) fap
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH