Wohin du auch gehst handelt von 2 Frauen und bewegt sich in 2 Zeitebenen - parallel wird die Geschichte Miras erzählt, die in Kinshahsa aufwächst im Land Zaire (seit 1997 Demokratische Republik Kongo) und die Geschichte Bijoux´, die bei Miras Schwester und ihrem Mann aufwächst und mit 12 Jahren nach
Unruhen im Land zu Mira geschickt wird. Diese lebt zu diesem Zeitpunkt in London und nimmt Bijoux…mehrWohin du auch gehst handelt von 2 Frauen und bewegt sich in 2 Zeitebenen - parallel wird die Geschichte Miras erzählt, die in Kinshahsa aufwächst im Land Zaire (seit 1997 Demokratische Republik Kongo) und die Geschichte Bijoux´, die bei Miras Schwester und ihrem Mann aufwächst und mit 12 Jahren nach Unruhen im Land zu Mira geschickt wird. Diese lebt zu diesem Zeitpunkt in London und nimmt Bijoux auf.
Als Bijoux 22 Jahre alt ist, soll sie nach dem Willen ihrer Tante Mira und dem Prediger der Kirche The Mountain einen Jungen aus ihrer Gemeinde heiraten. Aber Bijoux ist lesbisch und liebt eine Frau...
Miras Leben, bevor sie als sehr strenggläubige Anhängerin der The Mountain Kirche in London lebt, kann man sich anfangs kaum vorstellen. Sie wird mit 16 Jahren schwanger, verlässt ihre Familie und das Baby und zieht nach Brüssel und später Paris.
Die beiden Zeitebenen sind so perfekt miteinander verwoben, dass sich das ganze Bild erst nach und nach ergibt, der Erzählfluss aber kein bisschen darunter leidet. Die Figur der Bijoux, einer Frau, die in etwa so alt ist wie ich, hat mich wirklich sehr berührt. Im Jahr 2004, in Großbritannien ist unter Tony Blair die gleichgeschlechtliche Partnerschaft erlaubt worden, es werden Pride Paraden abgehalten und die Welt wirkt nicht nur, aber besonders in London frei und groß - lebt Bijoux in einer Art Parallelwelt. Ihre übertrieben gottesfürchtige Tante und der charismatische Prediger bestimmen über sie und ihr Leben. Sie muss sich einer "Befreiung" unterziehen, die das Ziel hat, ihre sexuelle Orientierung "auszutreiben" - im Jahr 2004!!!!! Sie muss einen Mann heiraten, den sie nicht liebt und fängt an, gegen das Leben, das ihr aufgezwängt wurde, zu rebellieren.
Mira, 16 Jahre älter als Bijoux, war ein wilder Teenager und wirkt in ihren 20ern sehr ruhelos und unsicher, sie lässt sich treiben und will sich auf niemanden einlassen. Als sie sich endlich verliebt und diese Liebe zulässt, wird sie brutal verletzt und wieder flieht sie. Ihr Trost ist die The Mountain Kirche, was es dem Lesenden leichter macht, die (wirklich empörenden!) Szenen der Gottesdienste auszuhalten.
Der Ton der Erzählerin ist empathisch und warmherzig, sehr lebendig und niemals wertend. Die Themen, die das Buch beherrschen, sind so vielfältig wie berührend vermittelt und ich liebte wirklich alles an dem Buch! Die Atmosphäre, die Personen, die Geschichte und das Ende, an dem es eine Art Schockmoment gab (mit dem ich wirklich gar nicht gerechnet hatte). Ich war die ganze Zeit tief in der Geschichte drin und bin jetzt beim Ende des Buches traurig, die Personen hinter mir lassen zu müssen. Das Buch ist auf jeden Fall eins meiner Lesehighlights 2025 und ich kann es uneingeschränkt weiter empfehlen!