Warum AfD ****
Eigentlich ist dieses das erste Buch, das ich lese, dass sich mit dem Aufstieg der AfD beschäftigt. Und da sind die Gründe umfangreich:
Von der Rede von alternativen Fakten über angebliche konstruierte Sachzwänge: „Eine besonders vergiftete und vergiftende Variante der politisch
konstruierten Sachzwänge war und ist die Austerität […] Historisch lenkte Austerität wiederholt…mehrWarum AfD ****
Eigentlich ist dieses das erste Buch, das ich lese, dass sich mit dem Aufstieg der AfD beschäftigt. Und da sind die Gründe umfangreich:
Von der Rede von alternativen Fakten über angebliche konstruierte Sachzwänge: „Eine besonders vergiftete und vergiftende Variante der politisch konstruierten Sachzwänge war und ist die Austerität […] Historisch lenkte Austerität wiederholt Wasser auf die Mühlen der extremen Rechten.“ (84f) ****
So werden die Probleme hinreichend beschrieben: „Es sind die unerwarteten [..] Einbrüche in den Alltag, die die Zerbrechlichkeit des Lebens vor Augen führen. Überschwemmungen, Dürreperioden, eine globale Pandemie, ein Angriffskrieg in Europa, marode Infrastruktur und nicht zuletzt: politische Instabilität.“ (131) ****
Im sonst fußnotenreichen Buch fehlt auf Seite 140 die Quelle, warum es ausgerechnet 36 Geschlechter geben soll und nicht nur 2. ****
Nach verheißungsvollen Beginn wir der Dekonstruktivismus beschrieben:„Wenn ich nicht haben kann, was ich will, dann soll es niemand haben.“ (178f) und ein italienischer Autor zitiert: „Wenn wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist, muss alles sich ändern.“ (214) ****
Im vierten Kapitel wird die neue Rechte mit dem Faschismus verglichen, aber nochmal bestätigt, dass der Liberalismus nicht die Demokratie als Hauptziel hatte: „So muss man sich immer wieder vor Augen führen, dass der Liberalismus historisch weniger auf eine egalitäre Demokratie als vielmehr auf den Schutz des Privateigentums zielte.“ (267) ****
Alles in allem ein sehr lesenswertes Buch, dessen Bedeutung im 4.Kapitel aber abnimmt. 4 Sterne ****
Zitate: [Es] sind Ungleichheiten dann legitim, wenn Chancengleichheit herrscht und sie zum größtmöglichen Vorteil der am wenigsten Begünstigten wirken. Im Neoliberalismus ist es geradezu umgekehrt: Alles, was dem ohnehin Begünstigten zum Vorteil gereicht, ist angeblich auch für die weniger Begünstigten gut, weil der Reichtum nach unten durchsickert. Das erweist sich allerdings regelmäßig als Ideologie, zumal die Flut in Zeiten stagnierenden Wachstums kaum noch steigt, während die verbliebenen Zuwächse vor allem in die Taschen der Oberschicht gelenkt werden. (52)
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Wir wollen […] nicht bestreiten, dass es so etwas wie strukturelle Zwänge gibt. Aber wir wollen doch unterstreichen, dass das diskursive Insistieren auf Sachzwänge antiaufklärerisch sein kann, da [..] Alternativen herausgefiltert und gar nicht zur öffentlichen Diskussion gestellt werden. Das politische Misstrauen, das uns in Gesprächen mit AfD-Wähler:innen entgegenschlug hat hier erklärtermaßen eine seiner Quellen. (84)