Der österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier (bekannt auch durch seine Fernsehsendungen zur antiken Mythologie) schildert in „Zwei Herren am Strand“ die fiktive Begegnung von zwei Figuren der Weltgeschichte: Winston Churchill und Charlie Chaplin. Die beiden Briten, der große Politiker und
der große Komiker waren sich das erste Mal in den 1930er Jahren begegnet. Obwohl es keine Freundschaft…mehrDer österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier (bekannt auch durch seine Fernsehsendungen zur antiken Mythologie) schildert in „Zwei Herren am Strand“ die fiktive Begegnung von zwei Figuren der Weltgeschichte: Winston Churchill und Charlie Chaplin. Die beiden Briten, der große Politiker und der große Komiker waren sich das erste Mal in den 1930er Jahren begegnet. Obwohl es keine Freundschaft auf den ersten Blick war und obwohl sie nur wenige Gemeinsamkeiten hatten, standen sie sich trotz aller Gegensätze über viele Jahre freundschaftlich nahe.
Churchill, aufgewachsen auf dem Schloss seines Großvaters - Chaplins Kindheit dagegen war von großer Armut geprägt. Beide hatten es in ihrem Metier zu großem Ruhm gebracht: Churchill als Politiker und Chaplin als Filmstar. Nun eint sie der Kampf gegen Nazi-Deutschland - Churchill mit politischen Mitteln und Chaplin mit seiner Kunst.
Köhlmeier lässt die beiden Protagonisten an einem Strand zusammentreffen, wohin sich beide vor gesellschaftlichen Verpflichtungen geflüchtet haben. Auf diesen ersten Strand-spaziergang folgen weitere lange Gespräche, über die sie „absolutes Stillschwiegen bewahrten“. In ihnen ging es weniger um Politik und Kunst sondern um ihre jahrelangen Depressionen, die sie unbefangen gegenseitig offenlegen. Beide tragen sich seit ihrer Kindheit mit Selbstmordgedanken. Dieses psychische Leiden (sie nennen es ihren „schwarzen Hund“) wird das verbindende Element zwischen den beiden Melancholikern. Dabei werden sie gegenseitig zum Rettungsanker, denn sie schmieden ein Abkommen: immer wenn einer von ihnen wieder von Schwermut heimgesucht wird, reist der andere (egal wie weit sie voneinander getrennt sind) an und hilft, die Selbstmordgedanken zu vertreiben.
Im Hörverlag ist nun die vollständige Lesung des bemerkenswerten Romans erschienen (sieben CDs mit einer Gesamtlaufzeit von knapp neun Stunden). Die Lesung nimmt der Autor selbst vor. Zuerst war ich skeptisch und hätte vielleicht zwei Stimmen gewünscht, doch Köhlmeier gelingt es mit seiner unverwechselbar markanten, aber äußerst ruhigen Stimme, die beiden Figuren lebendig werden zu lassen. Als distanzierter Erzähler und Leser trifft er immer ihre richtige Gefühlslage. Das ansprechende Digipack vermittelt noch ein paar kurze Informationen zu Autor und Werk.
Fazit: Ein wunderbares Hörbuch über zwei menschliche Helden der Weltgeschichte.