Die Dokumentation behandelt die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse der Jahre 1945/46, bei denen sich die wichtigsten Mitglieder der NS Regierung (Göring, Speer, Ribbentrop, Heß u. a.) vor Vertretern der Siegermächte verantworten mussten. Dem Film liegt authentisches Material zugrunde, das amerikanische Kameraleute beim Nürnberger Prozess zusammengetragen haben. Den Aussagen der Angeklagten werden Dokumentaraufnahmen über deren Tätigkeit im Dritten Reich gegenübergestellt.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Bonusfilm "BAYERN": Der Film behandelt mit jahrzehntelang als "classified" / geheim / unter Verschluss gehaltenem Material. Die Vorgänge in Bayern in den letzten Kriegsmonaten, eine Chronik der Höhepunkte dieses Jahres. Es sind tragische groteske, makabre und bizarre Bilder.Man könnte meinen, das Kino käme vom bösen Deutschen nicht los. Neben dem "Stellvertreter" ist nun auch "Das Tribunal" angelaufen, ein Hollywood-Drama, das Bruce Willis im Kampf gegen den Kommandanten eines nationalsozialistischen Kriegsgefangenenlagers zeigt. Aber hier ist der Krieg nur ein Mittel zum Zweck. Man braucht ihn, um eine Anzahl Menschen vorzuführen, die schuldlos gemeinsam eingesperrt sind. Die Gefangenschaft wiederum ist nötig, um die Einheit des Ortes zu wahren, die auch im Kino ihre Berechtigung hat, zum Beispiel dann, wenn es zu erklären gilt, warum diese Menschen ihre Konflikte eskalieren lassen, statt sich einfach friedlich voneinander zu trennen.
Auf diesem Fundament entwickelt der Film eine Anzahl gruppendynamischer Grenzsituationen. Erstens: Ein unerfahrener junger Leutnant kommt in eine Baracke mit gestandenen Kämpfern. Trotz seines Ranges respektieren sie ihn nicht. Zweitens: Der junge Leutnant ist im Zivilleben Jurist, weil er die Gerechtigkeit liebt. Doch aus Angst vor der Folter hat er der Gestapo Geheimnisse verraten. Soll er das seinen Kameraden gestehen? Drittens: Zwei schwarze Piloten kommen in die Gruppe und stoßen auf Rassenhaß, der dem der Nazi-Bewacher kaum nachsteht. Einer von ihnen stirbt. Viertens: Der deutsche Lagerkommandant tut aus Zynismus etwas Gutes. Er richtet den Hauptverdächtigen nicht einfach hin, sondern läßt spaßeshalber einen fairen Prozeß inszenieren. Fünftens: Der junge Leutnant, der dort als Verteidiger auftritt, erkennt, daß seine Landsleute gar nicht an der Rettung eines Unschuldigen interessiert sind. Sie brauchen das Tribunal bloß als Ablenkungsmanöver für ihre Flucht.
Viel Stoff also, aber der Regisseur Gregory Hoblit hat daraus keine fünf Filme gemacht, sondern nur einen. Weil darin für die Ausformung der Dilemmata kaum Zeit bleibt, reißt er sie bloß nacheinander und durcheinander an. So geht es dem Zuschauer wie einem Prüfling in der Ethik-Klausur, der von einer kniffligen Aufgabe zur nächsten springt, immer auf der Suche nach dem zentralen Punkt, von dem aus sich alles andere erschließt.
Eine Weile flößt das Respekt ein. Man denkt sich nur, daß der Drehbuchschreiber die philosophische Intelligenz seines Publikums überschätzt. Um so größer ist die Enttäuschung, wenn die Lösungen präsentiert werden. Sie lauten: Kameradschaft ist gut, Rassismus schlecht, Feigheit nur menschlich, und man soll nicht leichtfertig über andere richten. Und dafür all der Aufwand? "Das Tribunal" offenbart keine Einsichten, die man nicht klarer und amüsanter der Lektüre von "Burg Schreckenstein" entnähme. Dieses Kriegsgefangenenlager ist nur die Fortsetzung des Internats mit anderen Mitteln.
MICHAEL ALLMAIER
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