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Ein jahrhundertealter Fluch spinnt ein immer undurchdringlicheres Netz aus Verrat, Täuschung und Gier, das alle in seinen Bann zieht und schließlich die Welt ins Chaos und ein Königreich in tiefe Dunkelheit stürzt.
Teil 1: Die Nibelungen - Der Fluch des Drachen Teil 2: Die Nibelungen - Liebe und Verrat.
Bonusmaterial
DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten

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Produktbeschreibung
Ein jahrhundertealter Fluch spinnt ein immer undurchdringlicheres Netz aus Verrat, Täuschung und Gier, das alle in seinen Bann zieht und schließlich die Welt ins Chaos und ein Königreich in tiefe Dunkelheit stürzt.

Teil 1: Die Nibelungen - Der Fluch des Drachen
Teil 2: Die Nibelungen - Liebe und Verrat.

Bonusmaterial

DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kapitel- / Szenenanwahl - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten
Autorenporträt
Benno Fürmann ging mit 19 Jahren nach New York und studierte dort am Lee Strasberg Institute. Nach mehreren TV- und Kinorollen gelang ihm 2000 der Durchbruch mit "Anatomie". Inzwischen wandelt er gekonnt zwischen Mainstream und Arthouse und ist ein beliebter Synchronsprecher. So leiht er dem "gestiefelten Kater" in der Hollywood Blockbuster Reihe Shrek seine Stimme. Er gewann u.a. den "Deutschen Fernsehpreis", den "Bayerischen Filmpreis" und den "Grimme-Preis".
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.04.2010

Ihr kennt die deutsche Seele nicht, Herr Etzel
Fritz Langs "Nibelungen", restauriert und wiederaufgeführt

Von den Dreharbeiten zu den "Nibelungen" im Sommer 1923 hat Lotte Eisner einen vielsagenden Dialog zwischen Fritz Lang und seinem Produzenten Erich Pommer überliefert. Als Lang für den zweiten Teil des Films, "Kriemhilds Rache", eine Szene mit vierhundert Komparsen auf Pferden drehen wollte, um das Heer der Hunnen auf seinem Ritt vom Feldlager zur Etzelburg zu zeigen, hatte Pommer Bedenken: "Das wird sehr teuer, und bei Massenszenen können wir mit den Amerikanern sowieso nicht konkurrieren. Lass uns morgen darüber reden." Am nächsten Tag machte Lang einen Rückzieher: "Ich glaube, wir brauchen die Szene nicht. Thea (von Harbou, Langs Drehbuchautorin und Ehefrau, A.K.) und ich denken uns etwas anderes aus." Pommer entgegnete, auch er habe nachgedacht: Der Reiterzug solle gedreht werden wie geplant.

So ist der ganze Film: einerseits Masse, Wirbel, Effekt; andererseits Verdichtung und Drama. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte D. W. Griffith in Amerika den Monumentalfilm mit Großbauten und Statistenheeren, Urban Gad mit Asta Nielsen in Dänemark das Seelenkammerspiel auf engstem Raum zur ästhetischen Reife gebracht. Lang, der große Synthetiker der Form, wollte beides. Was er nicht wollte, war Wagner. Alles Mystische und Weihevolle fehlt in den "Nibelungen", trotz des markigen Vorspruchs "Dem deutschen Volke zu eigen". Was dann folgt, ist kein patriotisches Festspiel, sondern Ritter- und Abenteuerkino auf dem neuesten technischen Stand der Inflationszeit. Wer über die plumpen Bewegungen des Drachens lacht, der von sieben Mann im Inneren bewegt und von vier weiteren auf einer verborgenen Rampe auf und ab gezogen wurde, sollte bedenken, dass bis zum Quantensprung der siebziger Jahre alle Monster im Kino solche mechanischen Gebilde waren. Auch die brennenden Felsen, die Brunhildes Burg beschützen, tauchen in den Sandalenfilmen der sechziger Jahre fast unverändert wieder auf - nur dass sie eben damals, 1923, zum ersten Mal gebaut wurden. Bei den Aufnahmen in Babelsberg konnte sich der Filmarchitekt Erich Kettelhut nur knapp vor den Flammen retten. Am Ende rettete ihn ein Sprung unter den Bauch von Siegfrieds Pferd. So viel zur Mesalliance von Leben und Kunst.

Vier Jahre hat die Murnau-Stiftung in Wiesbaden an der restaurierten Fassung des Films gearbeitet, die am Dienstag in der Deutschen Oper in Berlin mit der Originalmusik von Gottfried Huppertz aufgeführt wurde. Angesichts dieses Aufwands wirkt das Resultat auf den ersten Blick unspektakulär: Die ursprüngliche orangefarbene Viragierung des Films ist wiederhergestellt, die Kontraste sind verbessert, viele Bildschäden ausgemerzt und eine im Archiv der Deutschen Kinemathek gefundene Szene mit dem Tod Kriemhilds in den Schluss des zweiten Teils eingefügt. Aber was heißt schon unspektakulär, wenn es um das filmische Erbe geht? Wenn nicht, wie bei "Metropolis", in irgendeinem Winkel die von der Ufa aus "Kriemhilds Rache" herausgeschnittenen Szenen wieder auftauchen (wofür nur wenig spricht), ist dies die endgültige Fassung des Films, diejenige, in der er von nun an überliefert werden wird. Näher kann man Langs eigener Version nicht mehr kommen.

Eine der wenigen kritischen Stimmen zur Premiere von "Siegfried" im Februar 1924 war die von Herbert Ihering. Lang, so Ihering, habe wieder einmal nur "mittelmäßiges Schauspielermaterial" vor die Kamera geholt, weil er seine Rolle allein nach "bildordnerischen Gesichtspunkten" besetze - etwa den Siegfried-Darsteller Paul Richter, der selbst in der Todesszene matt und ausdruckslos wirke. Wer aber den Film, wie am Dienstag in Berlin und zuvor bei einer Generalprobe des hr-Sinfonieorchesters in Frankfurt, auf großer Leinwand mit Live-Musik erlebt hat, muss Ihering widersprechen: Es ist gerade das im theatralischen Sinn Ausdruckslose, das in den "Nibelungen" Epoche macht. Der deutsche Expressionismus, der im "Caligari" Gesichter und Kulissen in die Schräge zog, ist hier bereits überwunden.

Alles in der Burgunderwelt, von den Türmen und Toren bis zu den Ornamenten der Saaldecken und Gewänder, ist neusachliche Grundform, Kreis, Dreieck, Quadrat. Und genauso sachlich sind die Figuren, allen voran Margarete Schöns Kriemhild, die sich im zweiten Teil eine Art Erstarrungsduell mit dem Hagen Hans Adalbert Schlettows liefert, einen Krieg der Blicke, der erst mit dem Einsturz von Etzels Königssaal und dem Tod der Nibelungen endet. Lang selbst soll den ersten Brandpfeil auf das Dach der Großkulisse in Neubabelsberg abgeschossen haben.

Tatsächlich sind "Die Nibelungen" ein Hohelied der Vernichtung, wie es das deutsche Kino weder vorher noch nachher je wieder angestimmt hat. Kettelhut und Lang konnten noch nichts wissen von den Zerstörungsorgien, die der totale Krieg der Nazis zwei Jahrzehnte später entfesseln sollte, aber sie verstanden sich auf die Symbolik des Untergangs. Bei einem Gespräch im Frühjahr 1933 soll Goebbels die "Nibelungen" gegenüber Lang als einen von Hitlers Lieblingsfilmen gepriesen haben. Der Regisseur verstand den Wink, aber anders, als er gemeint war; er ging ins Exil. Seine Darsteller blieben in Deutschland, einige, wie Schlettow, kamen sogar auf die "Gottbegnadeten-Liste" der wichtigsten Filmschauspieler. Georg John, der als Mime und Alberich den Look von "Siegfried" entscheidend prägt, starb entkräftet im Getto von Lodz.

Bis heute prägt Siegfried Kracauers Verdikt, in den "Nibelungen" triumphiere "das Ornamentale über das Menschliche", den Blick auf Langs Film. Dabei kann man diese Sage vom Ende zweier Reiche auch als nüchternes Spiegelbild einer Epoche lesen, in der das Menschliche zum Ornament geworden ist. Bei den Dreharbeiten im Inflationsjahr 1923 bekamen die Statisten ihre Gagen aus Waschkörben voller Banknoten ausgehändigt. Fünf Jahre zuvor hatten sie, die mit Zopf und Lendenschurz vor Langs Kamera als wimmelndes Hunnenvolk posierten, auf den Schlachtfeldern Flanderns als Objekt der alliierten Hunnenpropaganda gedient. Und zwanzig Jahre später standen die Hunnenklischees aus den "Nibelungen" bereit, als es galt, die letzten Kräfte der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft gegen die bolschewistische Barbarei zu mobilisieren. Wie heißt es doch bei Lang, als König Etzel wissen will, warum die Burgunder sich nicht von Siegfrieds Mörder lossagen wollen? "Ihr kennt die deutsche Seele nicht, Herr Etzel."

ANDREAS KILB

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