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Der Todesstreifen zwischen Nord- und Südkorea ist seit dem Fall des Eisernen Vorhangs die tödlichste Grenze der Welt. Hier stehen sich die Mitglieder einer gespaltenen Nation in unversöhnlicher Feindschaft gegenüber. Doch auch in der Todeszone gibt es Menschlichkeit. Als ein Soldat auf eine Mine der Gegenseite tritt, werden die Feinde zu Lebensrettern. Eine geheime Kameradschaft entwickelt sich zaghaft zwischen den Grenzposten – bis eines Tages Schüsse peitschen und zwei Soldaten tot zusammenbrechen ...
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- Musikvideo Rage against the machine „Take The Power Back“ -
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Produktbeschreibung
Der Todesstreifen zwischen Nord- und Südkorea ist seit dem Fall des Eisernen Vorhangs die tödlichste Grenze der Welt. Hier stehen sich die Mitglieder einer gespaltenen Nation in unversöhnlicher Feindschaft gegenüber. Doch auch in der Todeszone gibt es Menschlichkeit. Als ein Soldat auf eine Mine der Gegenseite tritt, werden die Feinde zu Lebensrettern. Eine geheime Kameradschaft entwickelt sich zaghaft zwischen den Grenzposten – bis eines Tages Schüsse peitschen und zwei Soldaten tot zusammenbrechen ...

Bonusmaterial

- Musikvideo Rage against the machine „Take The Power Back“ - koreanisches Musikvideo - Interview mit Regisseur Park Chan-Wook - koreanischer & asiatischer Kinotrailer - TV-Spot - Trailer von Vidocq, Bruiser, The Mission, The House Next Door und China Strike Force
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2002

Freundeskrieg
In Korea: "Joint Security Area", ein Film von Park Chan-Wook

Die Soldaten an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea können einander beim Salutieren in die Augen sehen. Würden sie dem Gegner jedoch die Hand reichen, wäre dies ein Kriegsverbrechen. Jeder Kontakt zwischen den Einheiten des kapitalistischen Südkorea und des kommunistischen Nordkorea ist streng verboten. Die "Joint Security Area" wird von beiden Seiten bewacht. Dieser Streifen bildet den Sicherheitsabstand zwischen den verfeindeten Bruderstaaten, und die "Brücke ohne Wiederkehr" ist der "Checkpoint Charlie" dieses heiligen Bezirks, in dem die Welt den Kalten Krieg aufbewahrt.

Park Chan-Wooks Film über einen Zwischenfall in der gemeinsamen Sicherheitszone beruht auf einer einfachen Idee: Er beobachtet die täglichen Ab- und Leerläufe so lange, bis sie komisch werden, und unterbricht die Monotonie dann durch einen Schuß. Weil es ihm dabei zuerst um Wahrheit geht und nicht um Politik, wird die Geschichte in ihre Bestandteile zerlegt und dann in einer Montage wiedergewonnen, die von Alain Resnais ebenso wie von Quentin Tarantino inspiriert ist.

Die Ermittlerin dieses Films kommt aus der Schweiz. Sophie Jean hat die koreanische Sprache in der Fremde gelernt; als Abgesandte der Organisation neutraler Staaten fliegt sie zum ersten Mal in ihr Herkunftsland. Sie wird hier auch die Hintergründe ihrer eigenen Geschichte erfahren. Ihre Aufgabe aber ist es, den Tod zweier nordkoreanischer Soldaten aufzuklären, die bei einem Schußwechsel in einer Baracke in der Joint Security Area ums Leben kamen. Alles sieht nach einer Verkettung unglücklicher Umstände aus, einer dramatischen Befreiungsaktion für einen südkoreanischen Irrläufer, den der Feind gefangengesetzt hatte.

In dem Klima von Paranoia, das in "Joint Security Area" herrscht, wäre der Vorfall nur ein Ansporn zu neuer Wachsamkeit. Tagtäglich starren die südkoreanischen Soldaten mit ihren Feldstechern und Nachtsichtgeräten nach Norden wie in eine Tatarenwüste. Nur bei den Schießübungen auf Attrappen kommt ein wenig Spannung auf. Das Mißtrauen von Sophie Jean gründet zuerst nicht auf Indizien, sondern auf einer Intuition: Die beiden Hauptbeteiligten an dem Schußwechsel, der Südkoreaner Lee Soo-Hyuk und der Nordkoreaner Oh Kyung-Pil, wirken nicht wie Feinde, sondern wie Beteiligte an einer Konspiration, deren Gegenstand noch im dunkeln liegt. Sie verheimlichen etwas, das skandalöser erscheint als der Showdown in der Baracke. In Rückblenden enthüllt Park Chan-Wook allmählich die wahren Umstände: Die Soldaten waren Freunde. Sie hatten gelernt, sich über die Propaganda hinwegzusetzen, die hinter jedem Kontakt einen Versuch der Unterwanderung vermutete.

Parallel zu den Recherchen von Sophie Jean erzählt Park Chan-Wook von einer Männerfreundschaft, die in einem Moment der existentiellen Entscheidung beginnt. Es ist Lee, der eines Nachts in der "Joint Security Area" die Orientierung verliert, dabei auf eine Mine tritt und dann, zur Bewegungslosigkeit verurteilt, Auge in Auge einer nordkoreanischen Patrouille gegenübersteht, die ihm zu Hilfe kommen oder ihn allein sterben lassen kann. Der Sieg der Humanität über die Ideologie wird in derselben Nacht noch gefeiert, und bald bilden die Beteiligten eine Zelle, die den garstigen Graben zwischen den Systemen mit privaten Gesten der Verbundenheit überwindet.

Sophie Jean ist in dieser Situation auf andere Weise neutral als ihre Kameraden aus den westlichen Ländern. Sie ist die Tochter eines jener Kriegsgefangenen aus dem Koreakrieg, die sich bei ihrer Freilassung nicht für den Norden oder für den Süden, sondern für das Exil entschieden haben. Sie ist auch die Stellvertreterin des Regisseurs in diesem Film, denn Park Chan-Wook, wiewohl selbst Südkoreaner, vertritt ebenfalls eine Position des Exils. Es ist, ohne Pathos, die Internationale des Kinos, die es ihm ermöglicht, nicht Partei zu sein, sondern einen größeren Zusammenhang anzudeuten.

"Joint Security Area" ist ein Katalog aller avancierten Stilmittel des Weltkinos, die Park Chan-Wook jedoch in eine versöhnliche, für ein Massenpublikum verständliche Form integriert. Sein Film ist nicht heimatlos oder neutral, sondern er bedient sich einer globalen Ästhetik. Am Ende verrät Park Chan-Wook, daß ihm das wohlbewußt ist: Das letzte Bild zeigt die Soldaten der "Joint Security Area" in einem Moment des Stillstands, der keine politischen Gründe hat. Es ist ein Touristenfoto, in dem alles enthalten ist, was die Wahrheitskommission der Neutralen verschweigen muß.

BERT REBHANDL

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