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Technische Angaben: Bildformat: 2.35:1 anamorph Sprachen / Tonformate: Deutsch, Französisch (Dolby Digital Mono) Untertitel: Deutsch Ländercode:2
Ein Mann und eine Frau treffen sich in einem prachtvollen Schloss. Er versucht sie davon zu überzeugen, dass sie sich ein Jahr zuvor hier verabredet haben, um zusammen ein neues Leben zu beginnen. In bruchstückhaften Erinnerungen beschwört er ihre gemeinsame Vergangenheit, doch die Frau kann sich an nichts erinnern.
Bonusmaterial
Beil.: Booklet

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Produktbeschreibung
Technische Angaben:
Bildformat: 2.35:1 anamorph
Sprachen / Tonformate: Deutsch, Französisch (Dolby Digital Mono)
Untertitel: Deutsch
Ländercode:2
Ein Mann und eine Frau treffen sich in einem prachtvollen Schloss. Er versucht sie davon zu überzeugen, dass sie sich ein Jahr zuvor hier verabredet haben, um zusammen ein neues Leben zu beginnen. In bruchstückhaften Erinnerungen beschwört er ihre gemeinsame Vergangenheit, doch die Frau kann sich an nichts erinnern.

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Beil.: Booklet
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.09.2023

Ortloser Mythos

In Marienbad selbst ist wenig zu finden, was an Alain Resnais' Film "Letztes Jahr in Marienbad" erinnert.

Am heutigen Samstag vergeben die Filmfestspiele von Venedig ihre Preise. Es ist die achtzigste Ausgabe des ältesten Filmfestivals der Welt, und die Liste der Gewinnerfilme ist ein Who's who des internationalen Kinos: beginnend 1949, als erstmals der Goldene Löwe an den besten Film ging, mit Henri-Georges Clouzot über Kurosawa, Dreyer, Rosselini, Tarkowski, Antonioni, Visconti, Buñuel, Wenders, Godard, Varda, Rohmer, Altman - um nur die allerberühmtesten dort ausgezeichneten Regisseure zu nennen.

Dazu gehört auch Alain Resnais, der 1961 mit "L'Année dernière à Marienbad" triumphierte - einer Legende der Filmgeschichte, obwohl deren Titel wohl mehr Leuten bekannt sein dürfte als das Werk selbst. Dabei ist es auf den meisten Streaming-Plattformen verfügbar, und bei Criterion gibt es eine sorgfältig restaurierte Ausgabe auf DVD, die überdies den Vorzug eines halbstündigen Interviews mit dem 2014 gestorbenen Resnais bietet.

Es bietet manche Überraschung. Resnais hätte seinen Film zum Beispiel viel lieber auf den Filmfestspielen von Cannes präsentiert. Aber das chauvinistische Auswahlkomitee machte zur Bedingung, dass die Rolle eines der drei Hauptdarsteller, Giorgio Albertazzi, nachsynchronisiert werden müsste, weil dessen Französisch zu akzentbehaftet sei. Genau an diesem internationalen Sprachklang der Erzählstimme war Resnais aber für seine Geschichte interessiert; er lehnte also ab, und Venedig sprang mit Freude in die Bresche (und dabei schadete es nicht, dass Albertazzi Italiener war).

Die anderen beiden Hauptdarsteller, Delphine Seyrig und Sacha Pitoëff, waren wie ihr Regisseur Franzosen, und Sacha Vierny, der Kameramann, der seine komplizierte Aufgabe in stark verspiegelten Räumlichkeiten bravourös bewältigt hat, war es auch. Doch gedreht wurde aus Kostengründen in und um München, vor allem in den Schlössern Nymphenburg und Schleißheim, weil Resnais für die Atmosphäre jenes Grandhotels, in dem sich die Handlung abspielt, ein barockes Dekor vor Augen hatte: reich ornamentierte (und eben verspiegelte) Gänge und Säle, streng geometrisch angelegte Gärten - optische Äquivalente für die mühsam eingehegten Gefühlswucherungen der drei Akteure, deren Personenkonstellation von dem Schriftsteller Alain Robbe-Grillet erdacht worden war, der Galionsfigur des Nouveau Roman.

Resnais wiederum wurde mit dem Goldenen Löwen zu einer Galionsfigur der Nouvelle Vague, doch sein Film hat viel mehr mit dem Surrealismus und Vorläufern wie Jean Cocteau oder Luis Buñuel zu tun als mit den Generationsgenossen Truffaut, Godard oder Chabrol. Das hatte auch damit zu tun, dass Resnais eine literarische Leidenschaft hegte, die ihn von seinen Kollegen unterschied: Comics. Für "Letztes Jahr in Marienbad" wünschte er sich eine zwischen Wirklichkeit und Traum angesiedelte Stimmung wie in Lee Falks amerikanischem Comic-Strip-Klassiker "Mandrake the Magician" (den auch Federico Fellini liebte). Und es war für ihn die schönste Bestätigung, als er nach Abschluss des Films feststellte, dass die zu Kegeln geschnittenen Bäume im Park des Kurbads genau denen entsprachen, die in einem Bild des Comics zu finden waren, das er zwischenzeitlich vergessen hatte.

"Letztes Jahr in Marienbad" sieht sich an wie eine anderthalbstündige Traumsequenz, die sich zwischen Schönheit und Schrecken nicht entscheiden will. Gerade deshalb wollte Resnais partout nicht, dass man über die bayerischen Drehorte das Gefühl vermittelt bekäme, der Film spielte in Deutschland. Resnais hatte 1956 mit dem nur halbstündigen "Nacht und Nebel" den bisher aufwühlendsten Dokumentarfilm über die Konzentrationslager gedreht. Hatte Robbe-Grillets Drehbuch nur "L'Année dernière" geheißen, wurde dem Filmtitel deshalb noch "à Marienbad" angehängt: Verweis auf den mondänen Kurort, der zwar nahe der deutschen Grenze liegt, aber in Böhmen. Dass Marienbad erst zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts gegründet worden war und also dort kein gar barocker Bau wie im Film zu finden ist, focht Resnais nicht an: Seine Vorstellung vom Schauplatz resultierte ja aus einer Zeit vor der Namenswahl des Schauplatzes.

In Marienbad selbst, das in den Jahren seit der Öffnung des Eisernen Vorhangs wieder Anschluss an den Jetset sucht (was der nahe gelegenen Konkurrentin Karlsbad nicht zuletzt durch ihr Filmfestival gelungen ist), wird man darum kaum Spuren von Resnais' Film finden. Nicht nur die Gebäude, auch die Tallage des Städtchens und sein eher im Stil englischer Landschaftsgärten angelegter Kurpark haben nichts mit den Bildern von "Letztes Jahr in Marienbad" gemein. Der Ruhm des Films taugt somit auch nicht als Werbeträger für den Ort.

Allein im gerade in Restaurierung befindlichen Festsaal des ehemaligen Hotels "Lesní mlýn" (Waldmühle) hängt ein Kinoplakat des Klassikers von Resnais an der Wand. Hier ist er in diesem Sommer einmal gezeigt worden, und die somnambule Stimmung von Resnais' Bildern werden traumhaft zum Dornröschenschlaf gepasst haben, in dem sich diese verwunschene ehemalige Hotelanlage noch befindet. ANDREAS PLATTHAUS

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