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Nach einem feuchtfröhlichen Zug durch die Gemeinde, an den er sich nicht mehr erinnern kann, landet Kriegsveteran Dave Hirsh im Bus und fährt in eine Richtung, die er sich selbst nie ausgesucht hätte: Seine Heimatstadt Parkman/Indiana hat er seit über zehn Jahren gemieden.
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - DVD-Menü mit Soundeffekten

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Produktbeschreibung
Nach einem feuchtfröhlichen Zug durch die Gemeinde, an den er sich nicht mehr erinnern kann, landet Kriegsveteran Dave Hirsh im Bus und fährt in eine Richtung, die er sich selbst nie ausgesucht hätte: Seine Heimatstadt Parkman/Indiana hat er seit über zehn Jahren gemieden.

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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.07.2008

Was muss der Mensch tun, damit er selig wird
Vincente Minnellis grandioses Melodram "Verdammt sind sie alle" und die Geburt des Rat Pack

Vincente Minnelli: "Verdammt sind sie alle".

Warner. 130 Minuten. Englisch, Deutsch, Untertitel. Extras: "The Story of ,Some Came Running'"

Kann schon sein, dass es in der ganzen Filmgeschichte noch ein paar bessere Werke gibt; es fällt einem bloß im Moment keines ein. Und doch wird, wer nach analytischen Begründungen für seine Wertschätzung, seine Begeisterung sucht, ständig vom Verdacht ergriffen, dass alles, was man da finden, formulieren, argumentieren mag, von der sinnlichen Wirkung der Bilder und der Unmittelbarkeit der Anschauung überstrahlt und übertroffen werde.

Die Verführung des amerikanischen Films ist ja fast immer darauf hinausgelaufen, dass man die Bilder mit der Wirklichkeit und die Figuren mit dem Leben verwechsle - und Vincente Minnellis "Some Came Running", der vor fünfzig Jahren in die Kinos kam und seither kaum gealtert ist, besitzt so eine starke verführerische Kraft, dass man sich als Zuschauer nicht nur nicht wehren kann; man mag es gar nicht erst versuchen. Wenn der Film mit einer Beerdigung zu Ende geht und Dean Martin, zum ersten und letzten Mal, freiwillig seinen Hut, den er bis dahin sogar im Bett aufbehalten hat, vom Kopf nimmt, steht einem das Wasser in den Augen. Aber schon wenn alles anfängt, wenn Frank Sinatra, der ein paar böse Dinge erlebt und ein paar gute Bücher geschrieben hat, zurückkehrt in die Kleinstadt, aus der er einst geflohen ist; wenn er Shirley MacLaine, die ein reines Herz und billige Manieren hat, zurückweist und einer Lehrerin, die ihr Glück und die Wahrheit bislang in den Büchern und nur dort gesucht hat, seine Liebe gesteht: Schon da spürt man als Zuschauer, wie heftig man sich selbst verstrickt hat im Geflecht der Emotionen. Man kann kaum anders, als diese Figuren zu lieben, zu hassen, zu bedauern.

Was weniger vom perfekten Funktionieren der Illusionsmaschinerie aus Hollywood zeugt; es gehört vielmehr zu den Bedingungen des Genres: "Some Came Running" ist ein Melodram, und diesem Genre haben Filmkritiker und -historiker eigentlich immer misstraut. Zu viel Gefühl sei da im Spiel, zu wenig Einsicht in die objektiven Bedingungen, was auch deshalb so falsch und gefährlich sei, weil das Melodram darauf angewiesen ist, auch sein Publikum so stark zu involvieren. Und die, zumindest gefühlte, Lebensnähe melodramatischer Inszenierungen macht es den Kritikern halt so furchtbar schwer zu sagen, was dabei die Kunst sein soll.

Stimmt ja auch insofern, als man ein sehr kaltes Herz oder einen sehr kleinen Fernseher haben muss, oder man sieht diesen Film dann zum dritten oder vierten Mal, damit man erkennt, wie meisterhaft Minnellis Mise en scène hier ist. Godard hat Minnelli gehuldigt, als er Michel Piccoli in "Le mépris" mit dem Hut in die Badewanne steigen und von "Somm came rünning" schwärmen ließ. Martin Scorsese preist, was Minnelli hier aus dem Cinemascope-Format macht - die breite Leinwand, die im Western von der Unendlichkeit der Räume und der heroischen Einsamkeit der Menschen darin zeugt, weist hier nur nebenbei auf die Enge der Verhältnisse in der Kleinstadt Parkman im Mittleren Westen. Vielmehr scheint es Minnelli, wenn er seine Inszenierung in die Horizontale legt, aber darum zu gehen, dass, wenn hier die Menschen mit ihren Gefühlen aufeinanderprallen, keine Hierarchien und vermittelnde Instanzen deren Wucht abfedern können. In diesem Film sind alle Gefühle unmittelbar, zueinander und zum Zuschauer, der sich nicht wehren mag.

Und insofern hat "Some Came Running" es kaum nötig, mit viel Aufwand eine Geschichte zu erzählen. Es geht um Dave Hirsh (Sinatra), der zu spät erkennt, wie groß die Liebe der kleinen Schlampe ist. Es geht um Daves Bruder Frank (Arthur Kennedy), der für seinen sozialen Aufstieg hart gekämpft und heftig gestrampelt hat. Und der jetzt, da Daves Ankunft alle Verhältnisse in Bewegung bringt, fürchtet, dass die ganze Konstruktion auseinanderkrachen könne. Und weil Dave Hirsh das saubere Kleinstadtleben zu verlogen und zu langweilig ist, tut er sich zusammen mit Bama Dillert (Dean Martin), dem Mann, der seinen Hut niemals abnimmt; sie trinken Whisky in den örtlichen Bars, tanzen mit Mädchen, die dort alleine hingehen. Und das Geld, das sie für dieses Leben brauchen, verdienen sie an Pokertischen in den Hinterzimmern.

Das Spiel, das der Film mit den Gefühlen spielt, unterscheidet sich vom Pokern schon dadurch, dass hier keiner blufft und alle Karten aufgedeckt sind. Aber abgerechnet wird am Schluss auch hier, und dass alle verlieren, das ist die Moral dieses Films. "Some Came Running", der Titel verweist aufs Markusevangelium, wo es nur einer ist, der dahergelaufen kommt und die Frage stellt, was der Mensch denn tun müsse, damit er selig werde. Und die Moral eines moralischen Films wie "Some Came Running" besteht natürlich nicht darin, dass er eine Antwort wüsste. Sondern darin, dass er die Frage so stellt, dass seine Helden (und seine Zuschauer) sich nicht so leicht vor ihr verstecken können.

Frank Sinatra und Dean Martin zogen aus den Dreharbeiten die Konsequenz, dass der Lebensstil, den sie im Film ja nur gespielt hatten, auch in der Wirklichkeit endlich erprobt werden müsste. Damals fing an, was wenig später als "Rat Pack" berühmt, bewundert, beneidet werden sollte. Aber das ist eine andere Geschichte.

CLAUDIUS SEIDL

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