Nick Marshall (Mel Gibson) ist der Größte! Zumindest glaubt dies der erfolgreiche Werber und Frauenheld von sich. Doch nun wird dem Ober-Macho einfach mit Darcy Maguire (Helen Hunt) eine Chefin vor die Nase gesetzt. Das kratzt am Selbstvertrauen und vor allem am männlichen Ego. Die neue Chefin verlangt, dass die Mitarbeiter sich verstärkt auch in weibliche Konsumenten hineinversetzen, und beim Versuch eben dieses zu tun, erleidet Nick einen bedauerlichen Unfall, der durch diverse Kosmetika, Strumpfhose und Badesalzperlen ausgelöst wird, und zu einer Elektroschockbehandlung in der Badewanne führt. Danach kann Nick, oh Wunder, plötzlich alle Gedanken der weiblichen Wesen in seiner Nähe hören. Nach anfänglichen Irritationen lernt Nick schnell, seine neue Fähigkeit zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen, denn er weiß ja nun, was Frauen wirklich wollen.
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DVD-Ausstattung / Bonusmaterial: - Kinotrailer - Trailer von anderen Filmen - Biographien Crew - Kapitel- / Szenenanwahl - Making Of - Animiertes DVD-Menü - Interviews - Original-Kommentar von Regisseurin Nancy Meyers und Produktionsdesigner Jon Hutman - Hinter den Kulissen - Quiz "Wissen Sie - was Frauen denken?" mit Überraschungs-SpecialMel Gibson kann in Nancy Meyers Film "Was Frauen wollen" die Gedanken seiner weiblichen Umgebung lesen
Was wollen Frauen? Tatsächlich geht es in dem Film, der so heißt, nur um dieses Problem, und selbstverständlich wird es nicht gelöst, jedenfalls nicht von den Männern, und die Frauen wissen es ja selbst oft nicht so genau. Der Antwort am nächsten kommt ein Macho, dem man es naturgemäß am wenigsten zugetraut hätte. Mel Gibson, bisher aufgefallen durch frauenfreundliche Filme wie "Lethal Weapon" und "Mad Max", spielt in seinem jüngsten Werk einen Mann, der durch wunderbare Umstände dazu befähigt wird, Gedanken von Frauen lesen zu können.
Nick Marshall freut sich darüber zunächst nicht. Er erfährt, was seine Putzfrau über ihn denkt, er hört auch die Stimme des französischen Pudels am Straßenrand und die der im Geiste Kalorien zählenden Joggerin, die ihn überholt. Auch sein vorteilhaftes Selbstbild gerät ins Wanken. Immerhin ergibt sich für ihn eine Unzahl neuer Informations- und Manipulationsmöglichkeiten. Doch er darf sie nicht auskosten. Denn dies ist immer noch Hollywood, hier herrschen Gut und Böse, wo Lohn und Strafe gerecht sind, die Frauen schön und die Männer stark, jedenfalls optisch. Der Held ist kein skrupelloser Schwindler, sondern ein anständiger Kerl, der sein Glück nicht auf faulen Tricks aufbauen will.
Nancy Meyers Film verwischt aber nicht nur moralische Grenzen, sondern auch die der Geschlechterrollen, ganz ähnlich wie in "Meine Braut, ihr Vater und ich", in dem Ben Stiller als Hauptdarsteller alle Witzeleien über seine "unmännliche" Profession als Krankenpfleger durchaus ernsthaft und mißgestimmt zurückweist, oder in Altmans "Dr. T und die Frauen", wo die von Helen Hunt gespielte Golftrainerin durch eine subtile Umkehrung geschlechtsspezifischer Verhaltensklischees den Männern an ihrer Seite den Spiegel vorhält.
"Was Frauen wollen" zeigt wieder Helen Hunt in der weiblichen Hauptrolle, und in diesem Fall lehrt sie Mel Gibsons Nick Marshall vor allem, was Frauen können. Am gemeinsamen Arbeitsplatz, einer Werbeagentur, ist sie - goldenes Haar und goldenes Herz obendrein - erfolgreicher als er. Da Nick Gedanken lesen und also auch Ideen klauen kann, sind ihre Chancen zum großen Durchbruch zunächst begrenzt. Auch das, was dem "Spiegel" zufolge alle Frauen wollen (ins Bett mit Mel Gibson), erweist sich für Darcy als Stolperstein auf dem Karrierepfad. Doch ganz egal, Helen Hunt spielt den Part im Stil der jungen Katherine Hepburn: als handfeste Person, weder Femme fatale noch Femme fragile, nur gerade so romantisch wie vom Genre vorgegeben.
Auch den weiblichen Nebenrollen widmet sich der Film liebevoll, allerdings zu Lasten des dadurch ins Stocken geratenden Erzählrhythmus. Nicks Tochter und Ehefrau kommen ins Spiel, einer frustrierten Bürobotin und einer Kaffeeverkäuferin werden Nebenhandlungen gewidmet, die trotz komischer Effekte ihre Figuren nicht lächerlich machen. Gar nicht so nebenbei stellt sich heraus, daß auch Mel Gibson nicht nur mit seinem Image kokettieren, sondern ein vitaler und hervorragend prononcierender Komödiendarsteller sein kann - besser als seine Helden-Kollegen Schwarzenegger und Stallone, die auch schon Ausflüge ins komische Fach unternahmen.
Ironisch werden Nicks Macho-Getue und sein Bild von Frauen als Sex- und Dekorationsobjekte durch einen Rückblick auf seine Jugendjahre unter Las-Vegas-Showgirls erklärt. Wie weit der Weg ist, den er, Frauengedanken und -gefühle lesend, zurücklegt, zeigt sich, als er einen One-night-stand beenden will, ohne das Mädchen zu verletzen. Nick wirft sein Ladykiller-Image über Bord und behauptet, er sei in Wirklichkeit schwul, gay. Auf die Frage, wie sehr, antwortet er: "As gay as it gets." Noch eine Filmstunde zuvor hatte er in Anfällen schwindenden männlichen Stolzes seinen Hausgott Sinatra eingeschaltet: "I need some Frank" - und dazu im Stil eines alten Hollywood-Musicals getanzt. Als er sich im Auftrag seiner Agentur mit weiblichen Bedürfnissen beschäftigt und Accessoires wie Nylonstrümpfe am eigenen Leib probiert, runden sich die Ecken des zackigen Selbstbildes. Das Ergebnis ist ein Werbefilm für Turnschuhe. Natürlich geht es dabei nicht um weibliche Selbstverwirklichung, sondern um das Verkaufen: Nur wer weiß, was die Kundin will, hat bei ihr Erfolg.
Auch im Fall von Nancy Meyers Produkt ist das gelungen. Der Film, der seine im Titel gestellte Frage nicht beantwortet, aber geschickt mit dem kleinen Unterschied jongliert, enthält offenbar viel von dem, was Frauen wollen. Schon am Startwochenende belegte die Komödie in den Vereinigten Staaten mit einem Einspielergebnis von 33,6 Millionen Dollar einen Spitzenplatz an den Kinokassen. Mit dem Film im Film verweist "Was Frauen wollen" also ironisch auf sich selbst. Aber es ist amüsant, darauf hereinzufallen.
MARION LÖHNDORF
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