„Bitten“ ist eines dieser Bücher, bei denen man sofort spürt: Hier steckt mehr dahinter als nur eine klassische Romantasy Geschichte. Die Stimmung ist von Anfang an spürbar: geheimnisvoll, leicht bedrohlich, aber ohne in übertriebenes Drama abzurutschen. Gleichzeitig gelingt es der Autorin, nicht in
reinen Pessimismus abzurutschen. Stattdessen erschafft sie eine Welt voller Intrigen, Regeln und…mehr„Bitten“ ist eines dieser Bücher, bei denen man sofort spürt: Hier steckt mehr dahinter als nur eine klassische Romantasy Geschichte. Die Stimmung ist von Anfang an spürbar: geheimnisvoll, leicht bedrohlich, aber ohne in übertriebenes Drama abzurutschen. Gleichzeitig gelingt es der Autorin, nicht in reinen Pessimismus abzurutschen. Stattdessen erschafft sie eine Welt voller Intrigen, Regeln und verborgener Machtstrukturen, die sich nach und nach entfalten.
Im Mittelpunkt steht Vanessa, die nach einem traumatischen Angriff nicht nur zur Werwölfin wird, sondern auch alles Vertraute verliert. Ihre Entwicklung ist nicht geradlinig, Sie ist weder kühl noch heroisch, sondern voller Emotionen, widersprüchlich, oft überfordert, und gerade das macht sie als Protagonistin so greifbar. Auch wenn ich nicht jede ihrer Entscheidungen nachvollziehen konnte, fand ich es erfrischend, eine Protagonistin zu begleiten, die Fehler macht, nicht alles sofort akzeptiert und emotional reagiert.
Das Worldbuilding ist eine der großen Stärken des Romans. Der Hof der Wölfe mit seinen verschlungenen Regeln, der Akademie Alltag, politische Ränke und das soziale Gefüge, all das wirkt durchdacht und lebendig. Besonders gefallen hat mir, dass es nicht nur um Romantik oder Action geht, sondern auch um Rollenbilder, Machtverhältnisse und Zugehörigkeit. Die Akademie als Schauplatz bringt Struktur in die Handlung, ohne die Spannung zu bremsen.
Die Nebenfiguren bleiben stellenweise etwas blass oder lassen sich schwer einschätzen, was teilweise beabsichtigt wirkt, um Misstrauen zu erzeugen. Besonders Sinclair und Calix stechen heraus, beide auf ganz eigene Weise. Während Sinclair charmant, fast zu perfekt wirkt, bleibt Calix eher im Hintergrund, wirkt aber tiefgründiger. Die angedeutete Liebesgeschichte entwickelt sich nicht überstürzt, sondern bleibt lange dezent, was ich angenehm fand. Statt auf Kitsch setzt das Buch eher auf emotionale Spannung.
Kleine Kritikpunkte? Ja, das Tempo schwankt an manchen Stellen. Gerade in der Mitte hätte ich mir eine stärkere Fokussierung gewünscht, während das letzte Drittel nochmal richtig anzieht. Auch sind manche Figuren sehr hübsch, sehr mysteriös oder sehr stark, etwas mehr Ecken und Kanten hätten nicht geschadet. Aber all das ändert nichts daran, dass ich beim Lesen komplett abgetaucht bin.
Was das visuelle angeht ist das Buch ein Highlight. Das Wendecover, der Farbschnitt, die vielen kleinen Illustrationen im Inneren, zeigen wie viel Liebe in der Gestaltung steckt, und unterstreicht die Besonderheit dieses Debüts.
Fazit:
Ein atmosphärischer, leicht düsterer Romantasy-Auftakt mit viel Potenzial. Vanessa überzeugt als kantige Heldin, das Setting bleibt im Gedächtnis und die Handlung hält trotz kleiner Längen die Spannung. Für alle, die Werwölfe, Akademien, Intrigen und langsame Romanzen mögen: absolute Leseempfehlung mit Vorfreude auf Band 2!