Ted Conover ist ein amerikanischer Journalist, der bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht und dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Seine Sozialreportagen sind etwas Besonderes, weil sich sein Blick nicht darauf beschränkt, von außen mit entsprechender auf die Menschen zu schauen,
sondern in deren Alltag eintaucht, deren Leben über einen längeren Zeitraum teilt und davon ohne zu…mehrTed Conover ist ein amerikanischer Journalist, der bereits zahlreiche Bücher veröffentlicht und dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurde. Seine Sozialreportagen sind etwas Besonderes, weil sich sein Blick nicht darauf beschränkt, von außen mit entsprechender auf die Menschen zu schauen, sondern in deren Alltag eintaucht, deren Leben über einen längeren Zeitraum teilt und davon ohne zu werten berichtet. So war er mit Hobos auf den Schienen quer durch Amerika unterwegs, hat als Wärter im Hochsicherheitsgefängnis Sing-Sing gearbeitet und Einwanderer auf ihrem Weg in die USA begleitet.
In „Cheap Land Colorado“, seiner neuesten Veröffentlichung, hat es ihn nach San Luis Valley in den südlichen Rocky Mountains verschlagen, eine Region, die für ihr billiges Land bekannt und deshalb ein bevorzugtes Ziel für Aussteiger ist, in den US als Off-Gridder bezeichnet. Für kleines Geld kann man sich dort eine Parzelle Land kaufen und den amerikanischen Traum von Freiheit leben. Sie kommen aus allen Landesteilen, politisch eher dem Trump-Lager zuzuordnen, sind meist arm. Manche sind mit dem Gesetz in Konflikt geraten, andere können sich das Leben in den Städten nicht mehr leisten oder suchen nach alternativen Formen des Miteinander, wollen raus aus dem Hamsterrad. Und dann gibt es auch noch diejenigen, die die Abgeschiedenheit der Prärie genießen, weil sie einfach nur ihre Ruhe haben und nach ihren eigenen Regeln leben wollen.
Um einen Fuß in die Tür zu bekommen schließt sich Conover La Puente an, einer Hilfsorganisation, die die Menschen dort mit dem Nötigsten, Essen, Brennholz, medizinischer Versorgung etc. versorgt, später kauft er einen Trailer und teilt immer wieder über größere Zeiträume den oftmals harten Alltag. Er schätzt die Gemeinschaft, lebt mit seinen Nachbarn, findet Freunde, wird einer von ihnen, was sogar so weit geht, dass er dort ein Stück Land kauft und ein Haus baut.
Conovers Reportage bietet einen interessanten Einblick in eine Region und deren Bewohner, die frei und autark ihren amerikanischen Traum leben wollen. Absolut lesenswert, auch wenn wir diese Werte nicht teilen. Er gewährt uns Einblicke, weckt Verständnis, erzählt ihre Geschichten. Einfühlsam, nicht wertend und mit jeder Menge Sympathie und Akzeptanz. Lesen!