Coast Road entführt die Leser in das irische Küstenstädtchen Ardglas der frühen 90er Jahre und beleuchtet die gesellschaftlichen Normen und Herausforderungen, mit denen Frauen in dieser Zeit konfrontiert waren. Besonders im Fokus stehen die Leben von Colette Crowley, einer Dichterin, die ihre
Familie verlassen hat, und Izzy Keaveney, einer Hausfrau, die in einer unglücklichen Ehe gefangen…mehrCoast Road entführt die Leser in das irische Küstenstädtchen Ardglas der frühen 90er Jahre und beleuchtet die gesellschaftlichen Normen und Herausforderungen, mit denen Frauen in dieser Zeit konfrontiert waren. Besonders im Fokus stehen die Leben von Colette Crowley, einer Dichterin, die ihre Familie verlassen hat, und Izzy Keaveney, einer Hausfrau, die in einer unglücklichen Ehe gefangen ist.
Colette kehrt nach einer gescheiterten Zeit in Dublin zurück in ihre Heimat und versucht, sich als Schreibkursleiterin ein neues Leben aufzubauen. Doch ihr gesellschaftlicher Status bleibt im Dorf nicht unbeachtet, und sie muss sich der Missachtung und dem Klatsch der Dorfgemeinschaft stellen. Auf der anderen Seite ist Izzy in ihrer Ehe unglücklich, fühlt sich jedoch gleichzeitig von den gesellschaftlichen Erwartungen und der katholischen Kirche in ihrem Handeln eingeschränkt. Die Beziehung zwischen den beiden Frauen wächst, als sie sich über die Schreibkurse kennenlernen.
Der Roman zeichnet ein starkes Bild der irischen Gesellschaft und der Beschränkungen, die Frauen damals und in gewisser Weise auch noch heute erleben. Murrin geht dabei auf die politischen und sozialen Herausforderungen ein, insbesondere auf das Thema Scheidung, das zu dieser Zeit noch nicht legalisiert war und das Leben vieler Frauen beeinflusste. Die gesellschaftlichen Erwartungen, die auf den Frauen lasten, und die Gespräche über moralische und religiöse Überzeugungen sind ein zentraler Bestandteil der Erzählung.
Die Geschichte lebt von den psychologischen Feinheiten und der intensiven Charakterzeichnung. Der Fokus liegt stark auf den inneren Konflikten der Charaktere, ihren Gefühlen und der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Die detaillierte Schilderung ihrer Gedanken und Handlungen bringt die Figuren nah an den Leser heran. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Colette und Izzy wird in kleinen, gut beobachteten Momenten erzählt, was eine tiefe emotionale Bindung zu den beiden Hauptfiguren schafft.
Trotz der interessanten Themen und der gut recherchierten Atmosphäre konnte mich das Buch jedoch nicht vollständig fesseln. Ich hatte mir von der Geschichte mehr erwartet, insbesondere mehr Einblicke in das Innenleben der Figuren. Die Erzählweise wirkt stellenweise etwas zäh, vor allem gegen Ende, wenn der Schreibstil das Tempo der Handlung bremst. Auch die ursprünglich vielversprechende Ausgrenzung von Colette und die gesellschaftliche Missbilligung ihrer Rückkehr in das Dorf wurden nicht so stark thematisiert, wie es der Klappentext vermuten ließ. Die Geschichte selbst bleibt über weite Strecken recht ruhig und reflektiert, was nicht jedermanns Geschmack treffen wird.
Nichtsdestotrotz gibt Coast Road einen eindrucksvollen Einblick in das Leben irischer Frauen zu einer Zeit, in der die rechtlichen und sozialen Strukturen sie stark einschränkten. Die Dynamiken zwischen den Frauen, die zu einer unerwarteten Freundschaft finden, und die Darstellung der gesellschaftlichen Zwänge machen das Buch zu einer durchaus lohnenswerten Lektüre für Leser, die sich für gesellschaftliche Themen und die Frage nach Frauenrechten in der Vergangenheit interessieren.
Die Charaktere und die Idee der Geschichte haben mir gefallen, aber der Schreibstil und die Erzählweise trugen dazu bei, dass das Buch nicht immer mit der erhofften Intensität und Spannung überzeugen konnte.