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© BÜCHERmagazin, Christiane von Korff
Der Aal ist ein sonderbares Wesen, darüber sind sich die Autoren einig. Lange war weder klar, ob er tatsächlich ein Fisch ist, noch ob Weidenblattlarven, Gelbaal, Glasaal und Blankaal nicht vier verschiedene Tiere sind. Patrik Svenssons "Evangelium der Aale" besticht durch seine poetische Sprache. Über die Glasaale schreibt er, sie seien fast durchsichtig, "als könnten sich weder Farbe noch Sünde in ihren Körpern festsetzen". Literarisch nähert er sich früheren Theorien wie der von Aristoteles - der Aal sei ein Wurm, der sowohl im Meer als auch in Flüssen entstehe, und es bestehe "nicht der geringste Zweifel, dass es sich so verhält". Doch die Aalfrage beschäftigte die Zoologie noch fast 2000 Jahre. Man weiß nun, dass alle Aale aus der Saragossasee stammen, von dort aufbrechen nach Europa oder Amerika, alle Stadien durchlaufen und schließlich zurückkehren an den Geburtsort, laichen, eine neue Generation in die Welt schicken und sterben.
Svensson verbindet die Frage nach der Herkunft des Aals mit der Suche nach den eigenen Wurzeln. Spannend erzählt er die Wissenschaftsgeschichte, etwa vom Dänen Johannes Schmidt, der 1904 verstanden hatte, dass die Miniaale im Mittelmeer nicht das früheste Stadium sein konnten, und sich aufmachte in die Weltmeere, um immer noch kleinere Weidenblattlarven zu suchen und sich so der Geburtsstätte aller Aalpopulationen näherte. Am Ende hat Svensson die Saragossasee erreicht. Nicht die im karibischen Meer, sondern seine eigene, die von Herkunft und von Geburt, aber auch vom Sterben erzählt.
Patrik Svensson: Das Evangelium der Aale. Hanser Literaturverlage, München 2020. 22 Euro Torolf E. Kroglund: Reise mit Aal. Auf den Spuren einer aussterbenden Art. Edel Books, 2019. 19,95 Euro
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