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Eben noch kämpfte Alois Pokora im Weltkrieg. Dann erwacht er im Krankenhaus in Berlin – und die Welt ist eine andere: das Jahr 1918, der Kaiser geflohen, die alte Ordnung zerbricht. Der Bergmannssohn Alois, der Erste in der Familie mit Schulbildung, sehnt sich nach seiner Liebe Agnes – lässt sich aber bald von der soghaften neuen Freiheit erfassen, geistig, revolutionär, auch erotisch. Er gerät in die Berliner Halbwelt, schult für die dubiose «Baronin» eine Kampftruppe, trifft Rosa Luxemburg. Nach einer Schießerei mit Kaisertreuen rund ums Berliner Schloss kann er gerade noch heim ins…mehr

  • Format: mp3
  • Größe: 677MB
  • Spieldauer: 855 Min.
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Produktbeschreibung
Eben noch kämpfte Alois Pokora im Weltkrieg. Dann erwacht er im Krankenhaus in Berlin – und die Welt ist eine andere: das Jahr 1918, der Kaiser geflohen, die alte Ordnung zerbricht. Der Bergmannssohn Alois, der Erste in der Familie mit Schulbildung, sehnt sich nach seiner Liebe Agnes – lässt sich aber bald von der soghaften neuen Freiheit erfassen, geistig, revolutionär, auch erotisch. Er gerät in die Berliner Halbwelt, schult für die dubiose «Baronin» eine Kampftruppe, trifft Rosa Luxemburg. Nach einer Schießerei mit Kaisertreuen rund ums Berliner Schloss kann er gerade noch heim ins verwunschene Schlesien flüchten. Wo sich ebenfalls alles verändert hat. Unerwartet muss Alois sich der eigenen Herkunft stellen – und steht endlich Agnes gegenüber. Doch Alois ist zwischen alle Fronten geraten. Mit weltmalerischer Wucht erzählt Szczepan Twardoch vom Weltkrieg und vom umstürzlerischen Berlin mit seinen Kaputten, Geschlagenen und den feierwütigen Überlebenden, den Umbrüchen, die bald ganz Europa erfassen. «Demut» ist ein gewaltiger Roman über einen Mann im Strudel der Zeit, der zwischen Emanzipation und Selbstzweifel steht und in einer explosiven, ungeheuer freien Epoche seinen Weg sucht.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Szczepan Twardoch, geboren 1979, ist einer der herausragenden Autoren der Gegenwartsliteratur. Seine Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt, zum Teil verfilmt. Morphin (2012) wurde mit dem Polityka-Passport-Preis ausgezeichnet. Für Drach wurden der Autor und sein Übersetzer Olaf Kühl 2016 mit dem Brücke Berlin Preis geehrt, 2019 erhielt Twardoch den Samuel-Bogumi¿-Linde-Preis, 2025 den Usedomer Literaturpreis. Seine Romane  Demut und Kälte wurden hochgelobt, Die Nulllinie. Roman aus dem Krieg ist für den SPIEGEL Buchpreis 2025 nominiert. Die Neue Zürcher Zeitung  schrieb: 'Dem Sog seines Erzählens kann man sich schwer entziehen.' Twardoch lebt mit seiner Familie in Pilchowice/Schlesien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Christoph Bartmann gefällt die Unentschiedenheit von Szczepan Twardochs neuem Roman zwischen actionreichem Fantasiekino, freier Interpretation von Theweleits "Männerfantasien" und Gesellschaftskritik. Anregend scheint ihm, wie der Autor historische und soziale Realität mit Gedanken zu Klasse und Nation und brutaler Schützengrabenaction verschneidet. Dabei ist der Held, ein oberschlesischer Leutnant an der Front, bis zur Selbsterniedrigung verliebt! Wie der Autor all das unter einen Hut bringt und in einen expressiven wie präzisen Stil verpackt, findet Bartmann lesenswert.

© Perlentaucher Medien GmbH
Großes historisches Panorama. Neue Zürcher Zeitung 20230318
Rauschhafte Unterwerfung

Szczepan Twardoch hat einen tollkühnen Underdog-Roman geschrieben

Der polnische Romancier Szczepan Twardoch schafft in seinen Romanen einen bemerkenswerten Spagat. Auf der einen Seite stellt er den Wunsch einer großen Leserschaft nach spektakulären historischen Bilderbögen zufrieden, auf der anderen gibt er eigenwilligen (und in Polen oft auch provozierenden) Überlegungen zu Politik, Nation und Klasse Raum. Twardoch-Leser bekommen das Quantum an sinnlicher Überrumpelung verabreicht, das sie geduldig genug bleiben lässt für die subtileren Gangarten des Autors. So ist es auch in „Demut“, seinem neuen Roman, einem tollkühnen Ritt durch die Wirren des vorletzten Nachkriegs, erzählt entlang der Figur eines oberschlesischen Leutnants namens Alois Pokora (auf Deutsch: „Demut“).

Twardochs Stil ist dabei immersiv, expressiv, ja ekstatisch, aber zugleich auch kühl, kontrolliert und präzise. Schon mit dem ersten Satz ist der Ton gesetzt: „An dein Gesicht denke ich, wenn am schwarzen Himmel, noch tief über dem Horizont, der erste weiße Stern aufblinkt.“ Der Stern ist ein Schrapnell, der Himmel wölbt sich über Flandern, und am Horizont ist die Front. Wir sind im Krieg, aber es geht um eine Frau. Der Leutnant verzehrt sich im Schützengraben in unerfüllter Liebe zu Agnes, seiner Göttin und Herrin, die ihn quält, so gut sie kann. „Die Geometrie deiner Züge, tief in mein Hirn gebrannt, tiefer als die Gesichter meiner Eltern.“

Twardoch trägt gerne dick auf, das aber mit großer Konsequenz und einem Plan. Auf der Handlungsebene wird großes Actionkino geboten (Twardochs viel gelobter Roman „Der Boxer“ ist nicht zufällig als „King of Warsaw“ bereits zu einer Fernsehserie geworden), zudem werden jedoch auch mit einiger Ernsthaftigkeit kulturelle und politische Probleme erörtert. Bei Twardoch begegnen sich auf interessante und seltene Weise das „Autoritäre“ des Stils und das „Liberale“ der Reflexion.

Um mit dem Zweiten anzufangen: Es geht um Vorgänge, die einen konkreten historischen und sozialen Hintergrund haben. Es geht, wenn man will, um Mentalitätsgeschichte, um überindividuelle Erfahrungen von Demütigung, Erniedrigung und Nichtzugehörigkeit. Erfahren und erlitten hat sie Pokora als Bürger und Soldat des Deutschen Reiches und Vertreter der schlesischen Minderheit mit schlesischer („wasserpolnischer“) Muttersprache. Als Nichtdeutscher und Nichtpolen mit proletarischer Abstammung wurde Pokora von klein auf gehänselt und verachtet. Die Diskriminierung hat in ihm das Gefühl genährt, auf immer ein Niemand zu sein, den alle anderen drangsalieren dürfen. Dieser oberschlesischen Grundverfassung des „Underdog“-Seins, sprachlich, sozial, politisch und hier auch sexuell, widmet der Oberschlesier Twardoch breiten Raum.

Aber natürlich ist Pokora nicht nur der arme Kerl, für den man ihn halten könnte. Es schlägt in ihm, wie bei früheren Twardoch-Figuren, vielmehr auch das Herz eines Boxers. Zur geradezu rauschhaften Selbsterniedrigung seines Helden tritt ein robuster Verteidigungswille. Pokora, weltkriegsgestählt und mit zwei Eisernen Kreuzen dekoriert, wird sich als Haudegen nützlich machen. Mehr tot als lebendig, stürzt er sich nach Kriegsende als Zufalls-Spartakist in neue Scharmützel, konsumiert mit neuen Freunden viel Kokain, erlebt dank queerer Genoss*innen sein sexuelles Erwachen und tritt in einer Schlüsselszene bei der Roten Volksgarde sogar Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gegenüber.

Deren routinierte Ausführungen über die Revolution unterbricht Pokora, indem er die verdutzten Vordenker über die politische Macht des Nichts- und Niemandseins aufklärt. Er sei, so Pokora „in meiner Gesellschaftsklasse völlig entfremdet und in keiner höheren, überhaupt keiner anderen angekommen“. Pokora empfiehlt sich den Genossen als die „reine Anomie“, unsolidarisch, klassenlos, aber kampfbereit.

Worauf will Twardoch damit hinaus? Dass es für die wahrhaft Deklassierten niemals einen „Klassenstandpunkt“ geben kann? Aber könnte Pokora seinen Kampf um Würde nicht in den Dienst einer größeren Sache stellen? So weit kommt es nicht, Pokora entgeht knapp seiner Exekution durch Freikorpsmänner und wird daraufhin selbst ein Freikorpsmann, wobei auch dieses Engagement nicht von Dauer ist. Gerettet hat ihn ein deutscher Aristokrat und Herrenmensch, mit dem er einst in Gleiwitz die Schulbank drückte und der eine homoerotische Neigung zu Pokora hegt. Das aber nur im Geheimen, denn eigentlich will der Freund, wie er sagt, die Schwester von Rittmeister Theweleit ehelichen.

Rittmeister Theweleit? Hat Twardoch etwa Theweleits „Männerphantasien“ gelesen? Das Tolle am Roman ist, dass man diesem Autor alles zutraut, also Kitsch, Klischees, Pathos, grelle Effekte und Übertreibungen – aber dann eben auch eine Theweleit-Lektüre. Es geht ja in diesem Roman ganz zentral um soldatische Körper und erotische Fantasien.

Pokoras Geschichte lässt sich so auch als ein Stationendrama sexueller Irrtümer begreifen. Erst ist er eine Art „Incel“ – ein unfreiwillig zölibatär lebender Mann – in sadomasochistischer Abhängigkeit von einer Domina, dann lässt sich Pokora mangels Alternativen auf transgressive Abenteuer ein, um schließlich im Hafen der heteronormativen Kleinfamilie zu landen, aus dem ihn aber das alte Unterwerfungsbegehren alsbald wieder vertreibt. Pokoras einziger wirklich aktiver Einsatz gilt der eigenen Unterwerfung – aber ist das auch noch ein Reflex seiner Herkunft aus einer unterdrückten sozialen Schicht? Vielleicht haben die Genossen von der Roten Volksgarde ja recht, als sie kritisieren, Pokoras Blick auf die Weltrevolution lasse sich zu sehr von Individualpsychologie leiten. Das könnte auch für Twardochs Roman selbst gelten, der sich nicht entscheiden will (und muss), ob er nun großes Fantasiekino bieten will oder eine tiefer reichende Gesellschaftskritik.

CHRISTOPH BARTMANN

Auf der Handlungsebene
wird großes
Action-Kino geboten

Szczepan Twardoch:
Demut.
Roman. Aus dem
Polnischen von Olaf Kühl. Rowohlt Berlin, 2022.
464 Seiten, 25 Euro.

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