Mein Lese-Eindruck:
„Mein Vater war Gärtner. Jetzt ist er ein Garten.“
Diese ersten Sätze gehen unter die Haut, und eigentlich umfassen sie das ganze Buch. Der Autor begleitet seinen sterbenden Vater in den Tod, und er fragt sich selber, welchem Genre er sein Werk zuordnen soll: ist es ein Memoir
oder ein Gartenroman? „Der Botanik der Schwermut ist das egal“, meint er, und dem Leser auch.
Der…mehrMein Lese-Eindruck:
„Mein Vater war Gärtner. Jetzt ist er ein Garten.“
Diese ersten Sätze gehen unter die Haut, und eigentlich umfassen sie das ganze Buch. Der Autor begleitet seinen sterbenden Vater in den Tod, und er fragt sich selber, welchem Genre er sein Werk zuordnen soll: ist es ein Memoir oder ein Gartenroman? „Der Botanik der Schwermut ist das egal“, meint er, und dem Leser auch.
Der Garten des Vaters ist ein ständiges Beispiel für Veränderlichkeit, Wachstum und Vergehen. Pflanzen wachsen, gedeihen, sterben ab und erneuern sich. Und so wird für den Autor der Garten des Vaters auch zum Bild der eigenen Sterblichkeit und Vergänglichkeit. Was er durchaus mit Humor nimmt, wenn er überlegt, dass Blumen wohl „heimliche Periskope der Toten sind, die unter ihnen liegen und die Welt durch ihre Stängel beobachten“. So wird der Garten zugleich zu einem Bild der Hoffnung auf ein Weiterleben.
Gospodinovs Vater war nicht nur Gärtner, sondern auch ein Geschichtenerzähler. Wichtig war dabei weniger das tatsächliche Geschehen, sondern die Erzählung, die aus dem Geschehen gemacht wurde. Der Vater erinnerte sich an eine Fülle von Anekdoten aus der Familiengeschichte, die er immer wieder zum Besten gab. Damit wurde er zum Chronisten der Familie. Längst verstorbene Familienangehörige und auch vergessene Ereignisse aus der sozialistischen Heimat erwachten wieder zum Leben.
Diese Aufgabe übernimmt nun der Sohn. Er streut diese Geschichten seines Vaters immer wieder in die Erzählung ein und verleiht damit seinem Abschiedsschmerz etwas Heiteres und Tröstliches. Die Verbindung zum Vater bleibt bestehen: im Garten, im Erzählen.
Der Verzicht auf ein lineares Erzählen mag manche Leser irritieren, sie werden aber belohnt durch eine bildhafte und poetische Sprache und ein meisterliches Erzählen. Keine Holprigkeit, keine Umständlichkeiten behindern die wie von selbst fließende Sprache.
Ein Buch zum Mehrmals-Lesen.