Der Abenteurer wird politisch
Seltsam ist übrigens, dass der Autor Geografie-Professor ist, aber für Wikipedia nicht existiert. Mir kommt er vor wie ein kleiner Junge auf dem Abenteuerspielplatz Erde.
Die Minquiers sind Kanalinseln südlich von Jersey. Mit 12m Tide entsteht bei Ebbe ein großes
Territorium, bei Flut bleiben ein paar unbewohnte Felsen. 1953 wurden Ansprüche Frankreichs…mehrDer Abenteurer wird politisch
Seltsam ist übrigens, dass der Autor Geografie-Professor ist, aber für Wikipedia nicht existiert. Mir kommt er vor wie ein kleiner Junge auf dem Abenteuerspielplatz Erde.
Die Minquiers sind Kanalinseln südlich von Jersey. Mit 12m Tide entsteht bei Ebbe ein großes Territorium, bei Flut bleiben ein paar unbewohnte Felsen. 1953 wurden Ansprüche Frankreichs abgelehnt. Auch die USA besitz solche Mikroinselnd. Historische Grundlage ist der Guano Act, wonach jede Insel, auf der man Vogelscheiße sammeln kann und die kein anderer beansprucht, zur USA gehört. Ein Witzbold hat eine Vereinigung solcher Inseln mit angeblich 68 Bewohnern gegründet. Im südchinesischen Meer liegen die Spratly-Inseln. Es sind nur unbewohnte Felsen. Manche werden künstlich vergrößert, um sie militärisch nutzen zu können. Im botnischen Meerbusen hebt sich nach der Eiszeit am schnellsten das Land. Wegen der Nachricht, dass die Philippinen 534 neue Inseln entdeckt hätten, beschäftigt sich der Autor mit der Definition einer Insel.
Weiter geht es mit der Sprachinsel Ladinisch in den Alpen. Im Kaukasus und auf Neuguinea gäbe es noch mehr Sprachen. Eruv ist eine religiöse Enklave, in der Juden am Sabbat das erlaubt ist, was sie daheim auch dürfen, ein Beispiel ist ein Strand in Sydney. Im Ferghanatal geht es um politsche Enklaven. Das bevölkerungsreichste Tal Zentralasiens gehört von Ost nach West erst Kirgisistan, dann Usbekistan, dann Tadschikistan. Den Sandwall in der Sahara, der die Arabische Republik Sahara und Marokko trennt, kann ich bei google kaum erkennen. Die „allerseltsamsten Orte“ werden zu Kriegsgebieten wie auch bei Neurussland, also der Ostukraine und dem Islamische Staat. Der Malteser-Orden hat nur eine Palast in der Via Condotti 68 in Rom, ansonsten kein Territorium, fühlt sich aber souverän. Ohne Territorium sind auch Cybertopia -also Second Life- und die neuen Nomaden, die in Wahrheit „Kleinunternehmer mit winzigem Wohnwagen“ sind.
Utopische Orte heißt das Kapitel mit dem Felsengarten von Nek Chand in von Le Corbusier geplanten Chandigarh. Im Freistaat Christiania in Kopenhagen darf jeder leben, wie er will, wenn er keinem anderen schadet. Aber mehr als 900 Bewohner nimmt Christiania nicht auf. In Helsinki träumt der Autor von der wilden Ernte. Sao Paulo hat so viele Staus, dass Superreiche mit dem Helikopter über die Stadt fliegen, die so laut sind, dass sie nur über große Straßen und Flüsse fliegen dürfen. In Hongkong funktioniert, was in Newcastle und in Europa nicht klappt: Eine zweite Ebene für Fußgänger, während die Autos auf dem Boden fahren.
Damit wären wir bei den gespenstischen Orte wie im Tokioer Bahnhof Shinjuku, wo es eine tiefen Tunnel geben soll, aus dem Menschen nicht zurückkehren. Boys Village soll ein 1925 errichtetes Feriencamp gewesen sein, 1990 geschlossen. Auf dem alten britischen Friedhof in Shimla sieht man ein neues Hotel und der Drehort des Films Dau ist schlicht ein Haus. Der nie veröffentliche Film stellte den Kommunismus so realistisch dar, dass einige Schauspieler real verhaftet wurden. Mit dem esoterischen, magischen London und mit Tsunami-Steinen, die vor der Bebauung des Ufers in Japan warnen endet das Kapitel.
Die Müllstadt von Kairo, in der Kopten schufften, sieht bei google wie ein Golfplatz aus. Auf Street view fehlen die Hidden Hills in Kalifornien wegen Reichtum und die Slums in Sri Lanka wegen Armut. Trap Streets sind Straßen, die aus Urheberrechtsgründen in Karten eingezeichnet werden. Der Urwald im Kongo ist ein weißer Fleck. Über Steueroasen, Dornenlandschaften gegen Obdachlose, Hainan geht es in Jerusalem unter die Erde, um Besitzverhältnisse zu klären und in die Nordsee während der Eiszeit. Schließlich werden neue Handelsrouten in der Arktis und Unterseeforschung von Cousteau beschrieben.
Obwohl mich das Buch fesselte, sind einige Abschnitte überflüssig. 4 Sterne
gekürzt