MEINUNG:
Der Einstieg in den Roman gelang mir nicht ganz so leicht, was aber normal ist, wenn man ein anspruchsvolleres Buch liest, fernab der ganzen Jugendbücher etc. Meg Wolitzer bedient sich außerdem gerne und oft an wahren Bandwurmsätzen, die über mehreren Zeilen gehen. Der Roman
enthältweiterhin nur sehr wenig wörtliche Rede, aber nach gut 50 Seiten war ich drin und völlig gefesselt.
Die…mehrMEINUNG:
Der Einstieg in den Roman gelang mir nicht ganz so leicht, was aber normal ist, wenn man ein anspruchsvolleres Buch liest, fernab der ganzen Jugendbücher etc. Meg Wolitzer bedient sich außerdem gerne und oft an wahren Bandwurmsätzen, die über mehreren Zeilen gehen. Der Roman enthältweiterhin nur sehr wenig wörtliche Rede, aber nach gut 50 Seiten war ich drin und völlig gefesselt.
Die Verleihung des Helsinki-Preises stellt die Rahmenhandlung des Romans dar, in die Meg Wolitzer ganz geschickt verschiedene Rückblenden und Schlüsselszenen aus der Vergangenheit eingeflochten hat. Mit diesen Szenen kann man sich ein Bild machen, wie Joe und Joan zusammen gekommen sind, wie ihre Ehe verlaufen ist und wie es dazu gekommen ist, dass Joan den Entschluss gefasst hat, Joe zu verlassen. Die Rückblenden nehmen dabei den größten Teil des Romans ein und diese fand ich auch am interessantesten, weil sie mit so viel Liebe zur Sprache und Humor, der an Satire grenzt, ausgearbeitet worden sind. Der Roman wird ausschließlich aus der Sicht von Joan erzählt, aber diese erweist sich als sehr aufmerksame, kluge Beobachterin, die viel Details ihrer Ehe und ihres Alltags sehr ironisch widergibt.
Dem aufmerksamen Leser beschleicht im Laufe des Lesens eine gewisse Diskrepanz, auf die ich nicht näher eingehen möchte, die zu einem Verdacht führt, der sich dann als erwiesen rausstellt. Dies führt dazu Joan nochmals in einem anderen Licht zu sehen und führt bei mir auch zu einer gewissen Fassungslosigkeit und einem Unverständnis, aber natürlich messe ich das an den Maßstäben meiner Zeit und meiner Generation. Heute wäre Joans Geschichte unter Umständen anders verlaufen, aber man muss ihr Verhalten im Kontext der Zeit betrachten. Aus diesem Grund hat der Roman auch starke feministische Züge und wirft immer wieder unterschwellig Kritik an der Rolle der Frau zu dieser Zeit auf. Damit ist Die Ehefrau nicht nur die Geschichte einer Ehe, sondern auch ein Gesellschaftsroman.
Dies war mein erster Roman von Meg Wolitzer und es soll nicht der letzte gewesen sein.