Als der junge Xavier die Erzählerin, eine gefeierte Schauspielerin, anspricht, ahnt sich nicht, dass er ihr Leben ins Chaos schubsen wird. Er behauptet, er sei ihr Sohn, was unmöglich ist und doch trifft sie sich mit ihm und verheimlicht es sogar ihrem Mann Tomas, der sie dann im Restaurant
erwischt.
So beginnt „Die Probe“ von Katie Kitamura und wer meint nach so einem chaotischen Anfang, geht es…mehrAls der junge Xavier die Erzählerin, eine gefeierte Schauspielerin, anspricht, ahnt sich nicht, dass er ihr Leben ins Chaos schubsen wird. Er behauptet, er sei ihr Sohn, was unmöglich ist und doch trifft sie sich mit ihm und verheimlicht es sogar ihrem Mann Tomas, der sie dann im Restaurant erwischt.
So beginnt „Die Probe“ von Katie Kitamura und wer meint nach so einem chaotischen Anfang, geht es nicht schlimmer, der hat weit gefehlt. Zunächst hatte ich mich sehr auf den neuen Roman von Katie Kitamura gefreut, denn der Vorgänger „Intimitäten“ hat mir vor ein paar Jahren ausgesprochen gut gefallen, aber das schlug schnell um.
Zunächst stolperte ich über zahlreiche Formulierungen, die teilweise nicht durchdacht, teilweise hölzern wirkten, was ich allerdings auf die Übersetzung schiebe, denn „Intimitäten“ wurde von Kathrin Razum übersetzt, „Die Probe“ von Henning Ahrens (und erneut stellt sich mir die Frage: Wieso muss ein Mann eine Autorin übersetzen?)
Trotzdem habe ich weitergelesen, denn ich war auch neugierig: wie geht es mit der Erzählerin, dem angeblichen Sohn und Tomas weiter? Erst lief es in geregelten Bahnen, aber dann kam Teil zwei und meine Verwirrung wurde übermächtig. Plötzlich ist Xavier tatsächlich der Sohn und zieht sogar bei der Erzählerin und Tomas ein. Und als ich mich gerade damit abgefunden hatte, stellt sich heraus, dass die Erzählerin absolut unzuverlässig ist. Normalerweise macht mir das nichts aus. Im Gegenteil: ich finde es spannend. Hier hat es mich gestört. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, warum Xavier jetzt doch der Sohn ist. Und dann hat Tomas sich komplett anders verhalten als zu Anfang. Alles brach irgendwie auseinander.
Wahrscheinlich ist genau das gewollt, eine unzuverlässige Erzählerin, die eine Welt erschafft, die uneindeutig bleibt. Aber ich hatte das Gefühl, es ist nicht richtig durchdacht und zum Schluss wurde noch eine ganz neue Figur eingeführt, die wohl der Auslöser für das Ende sein soll. Die angepriesene Spannung basierte nur auf der herrschenden Verwirrung und die Auflösung des Ganzen habe ich so nicht in der Geschichte wahrgenommen.
Nun würde ich unter Umständen den Roman noch mal lesen, um zu schauen, ob ich diese Auflösung darin wiederfinde, doch dafür konnte es mich sprachlich nicht genug überzeugen.