I’m giving it all oder wie man Krieger wird
Die Geschichte des Hannes Hennes ist ungewöhnlich, nicht frei von Komik und Tragik, und wird ganz wunderbar erzählt von der perfekten Sprecherin Irina Scholz (mir z. B. bekannt durch „Café Engel“ oder die Müttertrilogie).
Wie es kommt, dass dieser eher
durchschnittliche Mathelehrer Hannes bei einem Männerseminar „Mannsein und Krieger werden“ landet,…mehrI’m giving it all oder wie man Krieger wird
Die Geschichte des Hannes Hennes ist ungewöhnlich, nicht frei von Komik und Tragik, und wird ganz wunderbar erzählt von der perfekten Sprecherin Irina Scholz (mir z. B. bekannt durch „Café Engel“ oder die Müttertrilogie).
Wie es kommt, dass dieser eher durchschnittliche Mathelehrer Hannes bei einem Männerseminar „Mannsein und Krieger werden“ landet, der tatsächlich einen Bruder hat, welcher einen Nobelpreis errang, der auf dessen Nobelpreisfeier sein darf, der sich immer noch über seinen Vater ärgert, der mit ihm nicht so viel Geduld hatte, dass er vielleicht auch einen Preis hätte erringen können. So viele Konjunktive, so viele verpasste Möglichkeiten. Aber genauso viele Dramen, die der eigentlich furchtbar schüchterne Hannes erlebt, der die Schuld am Tod eines Gymnasiasten nicht verkraftet, der die Beinaheschuld am nicht eingetretenen Tod seiner Ehefrau nicht wagt zu erklären. Doch er wird auch eine unwahrscheinliche Rettungsaktion durchführen. Und er weiß erstaunlich viel über Neutrinos.
„Große Zahlen bringen mich dazu, mich weniger wichtig zu nehmen.“, das erfährt Hannes by the way, nachdem er auf etwas gewaltsame Weise sein Seminar beendet hatte. Er findet einen neuen Freund und alles sollte nun doch noch gut werden.
Es ist ein Roman, der nur auf den ersten Blick eine Satire ist, der Käufer, Hörer bzw. Leser, hat aus meiner Sicht eine psychologisch tief gehende und philosophische Erzählung erworben. Was ist normal? Wer ist normal? Diese Fragen wird sich am Schluss jeder Rezipient selbst beantworten müssen. Der Autor Michael Ebert bleibt im vagen, dass er seinen Antihelden sehr mag, merkt man aber auf jeder Seite. Auch wenn Hannes Mathematiker ist, muss man Mathematik nicht lieben oder verstehen, dieser verrückte Hannes wächst einem trotzdem sehr ans Herz. Mir jedenfalls.
Michael Ebert benutzt eine angenehm eindringliche Sprache, Wortwahl, Stil und Rhythmus der Sätze sind authentisch und selbst beim Stammeln noch verständlich. Irina Scholz hat sich mit Eberts Sprache symbiotisch vereinigt, auch wenn von Zeit zu Zeit ihre Betonung nicht ganz den richtigen Ton trifft.
Fazit: Auf dem Buchcover findet sich ein Satz von Juli Zeh: »Ein mitreißendes Buch! Michael Ebert erzählt mit großer erzählerischer Kraft, der man sich gern überlässt.« Besser kann ich das auch nicht schreiben. Beim Hörbuch muss ich dann nur noch hinzufügen, dass es mitreißend gelesen wird von Irina Scholz.
Tatsächlich fünf Sterne.