Blicke ins Gestern und Blicke auf das Jetzt
Die Handlung des Buches ist in Mexiko City im Jahre 2030 angesiedelt. Das sind 5 Jahre in der Zukunft, zur Zeit der Ersterscheinung des Buches 2022 waren es dann 8 Jahre. Reicht das um eine dystopische Verbindung knüpfen zu können. Denn ganz leicht
hüpft sie hier in der Geschichte um die Ecke. Aber kann man ein Geschehen dystopisch nennen, welches ja…mehrBlicke ins Gestern und Blicke auf das Jetzt
Die Handlung des Buches ist in Mexiko City im Jahre 2030 angesiedelt. Das sind 5 Jahre in der Zukunft, zur Zeit der Ersterscheinung des Buches 2022 waren es dann 8 Jahre. Reicht das um eine dystopische Verbindung knüpfen zu können. Denn ganz leicht hüpft sie hier in der Geschichte um die Ecke. Aber kann man ein Geschehen dystopisch nennen, welches ja momentan schon spürbar ist, sich also auch in den kommenden Jahren abzeichnen wird, nur halt etwas stärker. Leichte dystopische Tendenzen habe ich wahrgenommen, aber irgendwie erleben wir ja auch schon heute diese Dystopie. Und damit wäre es ja keine.
Der Klimawandel. Ja, klar. Manche denken ja immer noch, dass es diesen nicht gibt. Aber diese Menschen vermuten uns wahrscheinlich auch noch auf einer Scheibe, diffamieren Frauen als Hexen und LGBTQIA+ möchten sie ganz weit hinten versteckt wissen, wenn nicht sogar noch schlimmeres. Wir merken auf, für mich gibt es den Klimawandel. Und für mich gibt es auch noch so einiges mehr.
Und dies ist auch ein Grund, warum mir dieses Buch hier, „Diese brennende Leere“ von Jorge Comensal sehr gefallen hat.
„Diese brennende Leere“ vom mexikanischen Autor Jorge Comensal ist ein Buch, welches sich thematisch recht vielschichtig bewegt. Auf einer Familiengeschichte eingebettet, erzählt Jorge Comensal über die junge Physikerin Karina, durchaus auch eine Geschichte über weibliches Leben, weibliches Erleben in Mexiko, und damit erzählt er auch einen veränderten Blick im Lande des Machismo. Eben jene Physikerin Karina kümmert sich um ihre Oma Rebeca, diese ist alt, krank und hat auch ein Suchtproblem. Doch beide haben auch noch ein anderes Problem. Karinas Eltern hatten einen Autounfall und sie werden vermisst. Doch irgendetwas an der Geschichte, die Rebeca Karina erzählt hat stört Karina und so sucht sie sich Hilfe und diese Hilfe erscheint in der Figur des traumatisiert wirkenden Silverio, einen irgendwie vor sich hinlebenden Friedhofswärter, der mit seinem Leben hadert und mit dem Überleben beschäftigt ist. Die Hitze in der Stadt wird thematisiert und damit auch der Klimawandel, Hitze hat Folgen und so kommt auch schnell das Feuer ins Spiel. Im Park Chapultepec. Wo sich auch ein Zoo und der Friedhof befinden. Und damit kommen zu den bestehenden Thematiken noch die Tierhaltung, die Zoologie und der Artenschutz in die Handlung des Buches. Ebenso wie der mexikanische Umgang mit dem Tod, ich sag nur Dia de los Muertos und auch andere Formen der Spiritualität und mit ihr auch ein kleiner Funken Magischer Realismus. Mit der Tochter von Silverio, mit Daenerys kommt noch der Aktivismus ins Spiel, der junge Blick auf das Jetzt oder im Buch auf das Morgen, und irgendwie auch das heutige Morgen.
Nun könnte man nach dieser Auflistung meinen dies wäre zu viel an Themen. Dieses Gefühl hatte ich nun während der Lektüre gar nicht. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt bei der durchaus spannenden Reise durch die 416 Seiten. „Diese brennende Leere“ ist ein geschickt konstruiertes Buch, fesselnd geschrieben und auch inhaltlich sehr überzeugend, es passt sehr gut in unsere Zeit, die Figuren sind glaubhaft gezeichnet.
Nur das Feuer in in mir ist nicht entstanden. Was irgendwie schade ist bei dieser Thematik. Keiner der Charaktere hat mich im Innersten erreicht, aber gut, dies muss ja auch nicht immer der Fall sein. Um so schöner ist das Gefühl, wenn es dann einmal so ist. Dennoch ist „Diese brennende Leere“ ein richtig gutes und perfekt in die heutige Zeit passendes Buch und ich kann es wirklich empfehlen.