Der Verfasser war Offizier im Range eines Oberleutnants einer deutschen Panzer-Division (zuständig für Feindlage und Nachrichten), die als Teil der 6.Armee bei Stalingrad eingeschlossen wurde. Mit dem endgültigen Zusammenbruch der 6.Armee geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Bereits im
Herbst 1943 begann er mit den ersten Aufzeichnungen zu seinem Roman „Durchbruch“. Durch die…mehrDer Verfasser war Offizier im Range eines Oberleutnants einer deutschen Panzer-Division (zuständig für Feindlage und Nachrichten), die als Teil der 6.Armee bei Stalingrad eingeschlossen wurde. Mit dem endgültigen Zusammenbruch der 6.Armee geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Bereits im Herbst 1943 begann er mit den ersten Aufzeichnungen zu seinem Roman „Durchbruch“. Durch die Unmittelbarkeit des eigenen Erlebens ist dem Verfasser eine durchgehend packende und dramatische Darstellung des Geschehens ab der Einschließung der 6. Armee am 19. November 1942 gelungen.
Der Fokus liegt sehr stark auf dem Verhalten einzelner Soldaten, Offizier oder einfacher Landser, deren Schicksal in den verschiedenen Stadien der Entwicklung des Kessels geschildert wird: Heldentum und parallel das niederträchtigste Verhalten liegen nah beieinander.
Erschütternd sind die Schilderungen der Lage der Verletzten und Kranken in den Lazaretten, die zum Schluß auch nur noch aus Drecklöchern bestanden.
Hier bewahrheitet sich der Ausspruch von Remarque, daß man nur in die Lazarette gehen müsse, um zu sehen, was Krieg eigentlich bedeute.
In den Offizierslagern konnte der Autor andere Offiziere nach dem Geschehen in deren Frontabschnitten im Kessel von Stalingrad befragen. Nachträglich hatte er so einen sehr unmittelbaren Überblick über die Gesamtlage der Armee.
Dadurch ist es ihm gelungen, ein auch historisch sehr zutreffendes Bild der Lage der 6.Armee zu schildern.
Zwar legt der Verfasser Wert darauf, daß es sich um einen Roman handelte, und daß daher viele der von ihm geschilderten Personen rein fiktive seien. Abgesehen davon, daß er Hauptakteure wie Paulus und dessen Chef des Generalstabes Schmidt bei Namen nennt, kann der historisch Interessierte aufgrund der akkuraten Angaben des Autors sehr schnell ermitteln, wer sich wohl hinter den vom Autor gewählten Namen verbirgt.
Eine ergreifende und unmittelbare Darstellung des Krieges, von daher unbedingt zu empfehlen.
Das Buch selbst hat ebenfalls eine faszinierende Geschichte: es wurde dem Verfasser 1949 als Manuskript noch in sowjetischer Gefangenschaft abgenommen. Das Manuskript wurde 2012 von dem Herausgeber Carsten Gansel n einem Moskauer Archiv wiederentdeckt. Das Buch war also über 60 Jahre „eingefroren“.
In den 50iger-Jahren hatte Heinrich Gerlach auch mit der Hilfe einer Hypnose versucht, das Manuskript wiederherzustellen.
Der Herausgeber schildert diese Vorgeschichte des Buches sehr ausführlich. Er gibt auch eine gute Übersicht über die Rezeptionsgeschichte von Kriegsliteratur in West- und Ostdeutschland.
Mit der Arbeit des Herausgebers beginnt aber auch das Ärgerliche an diesem Buch:
Der Roman strotzt nur so von Rechtschreibfehlern. Fast auf jeder Seite ein Rechtschreibfehler. Der Oberbefehlshaber des Heeres hieß halt nicht „Hilter“, sondern „Hitler“.
Zudem hätte dem Buch die Durchsicht durch einen mit militär-historischen Grundkenntnissen ausgestatteten Leser gut getan: Daß die korrekte Abkürzung des „Oberkommandos des Heeres“ nicht „OHK“ ist, ist weder dem Herausgeber noch den von ihm in der Danksagung aufgeführten und gewürdigten zahlreichen Mitarbeitern aufgefallen. Dann hätte der Herausgeber auch nicht den bitteren Fehler gemacht, den Chef des Generalstabes im Range eines Generals (von Sodenstern) zum Vorgesetzten eines Generalfeldmarschalls (von Weichs) zu machen: die Lektüre des Buches von Heinrich Gerlach hätte ihn darüber belehrt, daß „Chef“ die Bezeichnung des Ersten Generalstabsoffiziers („Ia“) war, und nicht eine Überordnung über seinen Vorgesetzten bedeutet.
Die Lektüre hätte auch davon profitiert, wenn Kartenmaterial und eine Erklärung der verwandten militärischen Fachbegriffe beigefügt worden wäre.