Als Elisabeth von Thannbergs Mann stirbt, steht diese kurz davor ihren kompletten Besitz zu verlieren. Ein alter Vertrag regelt die Nachfolge, die nur durch einen männlichen Erben weitergeführt werden kann. Als Elisabeths Cousine Anna eine Unregelmäßigkeit in diesem Vertrag entdeckt, scheint es ein
rettendes Ufer zu geben. Doch so einfach ist es nicht und die Frauen sehen sich nicht nur einer…mehrAls Elisabeth von Thannbergs Mann stirbt, steht diese kurz davor ihren kompletten Besitz zu verlieren. Ein alter Vertrag regelt die Nachfolge, die nur durch einen männlichen Erben weitergeführt werden kann. Als Elisabeths Cousine Anna eine Unregelmäßigkeit in diesem Vertrag entdeckt, scheint es ein rettendes Ufer zu geben. Doch so einfach ist es nicht und die Frauen sehen sich nicht nur einer Hürde gegenüber. Gegen jede Widrigkeit, gegen alle Männer kämpfen die beiden um den Erhalt von Elisabeths Besitz und geraten dabei in Lebensgefahr.
Lange ist es her, dass ich ein Buch von Iny Lorentz gelesen habe. "Die Wanderhure" ist wohl vielen ein Begriff und ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich die Reihe damals sehr geliebt habe. Auch gab es eine Zeit in der ich sehr viele historische Romane gelesen habe. Irgendwann habe ich damit aufgehört, habe aber nun das Gefühl gehabt, dass es vielleicht wieder Zeit wäre damit anzufangen. Und was eignet sich besser dafür, als das neueste Buch des Autorenduos Iny Lorentz.
Ich muss zugeben, dass ich am Anfang kurz gebraucht habe, wieder in die historische Welt reinzufinden und mich an den Sprachgebrauch zu gewöhnen, der damals üblich war. Wenn man lange nicht mit Geschichten aus diesem Genre konfrontiert wurde, so birgt das eventuell kurz eine kleine Herausforderung. Doch es dauerte nicht lange und die Art des Erzählens kam mir völlig natürlich vor und ich kam gut in der Geschichte voran.
Historische Romane habe in der Regel recht viele handelnde Personen, die auch alle in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind. Sei es verwandtschaftlich oder auch auf andere Art und Weise. Auch hier ist das der Fall, doch dafür gibt es am Ende ein Personenregister, das hierbei sehr hilfreich ist. Die schöne Übersicht gibt einen guten Überblick über alle handelnden Personen und in welcher Beziehung diese zueinander stehen. Aber Achtung, tatsächlich ist es bei diesem Buch so, dass das Personenregister einen kleinen Spoiler enthält, der bis ungefähr zur Hälfte es Buches eigentlich nicht klar ist. Da ich das Personenregister allerdings erst später entdeckt habe, war das für mich nicht schlimm.
Was ich besonders an den Protagonisten mag, sind die sehr starken Frauenfiguren, allen voran Anna. Ich liebe es, wie sie den Männern die Stirn bietet und sich niemals unterkriegen lässt, egal wie oft ihr ein Stein in den Weg gelegt wird oder ein Mann ihr wieder klarmachen will, dass sie nur eine Frau ist, die nichts kann. Die starken Frauenfiguren sind in dieser Geschichte sehr wichtig und sehr stark herausgearbeitet und das mag ich sehr.
Relativ klar getrennt ist hier gut und böse, aber auch das ist recht typisch für historische Romane. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie sehr man an Büchern mit historischem Hintergrund merkt, wie wichtig Bildung ist und wie leicht sich die bildungsfernen Menschen, die nicht mal lesen und schreiben konnten, haben beeinflussen und vom Geld locken lassen. All dies ist hier sehr gut dargestellt.
Der Plot gefällt mir ebenfalls sehr gut, auch wenn das ein oder andere doch vorhersehbar ist. Sobald ich gut in der Geschichte drin war, kam ich auch sehr gut voran und war immer mehr gefesselt vom Geschehen. Auch wenn ich manches ahnte, wollte ich doch unbedingt wissen, wie es weitergeht. Auch weil mir die Protagonisten sehr ans Herz gewachsen waren, fieberte ich sehr mit ihnen mit. Stellenweise hätte ich mir tatsächlich noch etwas mehr Spannung, etwas mehr Intrigen und Drama gewünscht, was vielleicht auch nicht so vorhersehbar ist. Ich mag es, wenn man von einem Charakter total überrascht wird, weil man ihn völlig falsch eingeschätzt hat oder auch wenn die Handlung plötzlich in eine Richtung geht mit der man so gar nicht gerechnet hat. Dies war hier tatsächlich kaum der Fall, was ich ein bisschen schade finde.
Das ist aber auch der einzige Punkt, den ich etwas ausbaufähig finde. Ansonsten habe ich das Buch wirklich sehr gerne gelesen. Der angenehme Schreibstil, die tollen Protagonisten und die authentischen Beschreibungen des sechzehnten Jahrhunderts haben in mir wieder die Lust geweckt, mehr historische Romane zu lesen. Denn es ist doch immer wieder ein Ausflug in eine spannende Zeit, deren Gegebenheiten uns so fremd sind und die uns aufzeigen, was sich alles seitdem verändert hat. Gut, dass ich noch einige historische Romane auf meinem Sub habe.
"Ein verhängnisvolles Testament" unterhält über weite Strecken mit sehr leisen Tönen, punktet aber vor allem durch die sehr selbstbewusste Anna und die vielen starken weiblichen Hauptfiguren.