Fabula magnifica
„Fabula Rasa“ ist eine „Fabula magnifica“ und eines meiner diesjährigen Lesehighlights! Ich habe mich selten in Büchern so klug, abwechslungsreich und skurril unterhalten gefühlt wie in Vea Kaisers neuem Buch. Deswegen: Einchecken ins Hotel Frohner (Schauplatz des
Romans) und sich mit luxuriösem Lesegenuss verwöhnen lassen!
Mittelpunkt der Geschichte ist Angelika…mehrFabula magnifica
„Fabula Rasa“ ist eine „Fabula magnifica“ und eines meiner diesjährigen Lesehighlights! Ich habe mich selten in Büchern so klug, abwechslungsreich und skurril unterhalten gefühlt wie in Vea Kaisers neuem Buch. Deswegen: Einchecken ins Hotel Frohner (Schauplatz des Romans) und sich mit luxuriösem Lesegenuss verwöhnen lassen!
Mittelpunkt der Geschichte ist Angelika Moser, deren turbulente Lebensgeschichte von ihrer frühen Erwachsenenzeit in den 80er-Jahren bis in die Gegenwart erzählt wird. Geboren in eher ärmlichen, aber ordentlichen Verhältnissen in Wien, schafft sie es mit Fleiß, Durchhaltevermögen und Disziplin sich bis zur Ableitungsleiterin im Luxushotel Frohner hochzuarbeiten. So strukturiert und gründlich Angelika bei der Arbeit auch ist, so wild ist dagegen aber ihr Privatleben und ihre Bekanntschaften aus der Wiener Partyszene, sodass es bei ihr daheim teilweise recht turbulent zugeht. Ein Wendepunkt in ihrem Leben ist dann die Geburt ihres Sohnes, doch das macht alles natürlich nicht einfacher und Angelika muss viele Hürden in ihrem Leben nehmen. Als gewiefte Buchhalterin im Hotel kommt sie schließlich auf die Idee, sich heimlich Geld vom Frohner auf das eigene Konto als „Kredit“ zu überweisen und hinterzieht so über die Jahre mehrere Millionen. Am Ende fliegt der Schwindel auf, aber bis dahin ist es zum Glück kein gradliniger Weg und man darf Angelikas Geschichte über viele unterhaltsame Episoden mitverfolgen.
Vea Kaiser schreibt so leicht und lebhaft, dass man nur so über die Seiten fliegt und gar nicht merkt, wie viel man gelesen hat! Der Schreibstil ist spritzig wie Angelikas Lieblingsgetränk „Roter Spritzer“. Dabei strotzt die Handlung von überraschenden und lustigen Wendungen, kreativen Einfällen und originellen Charakteren, was der ganzen Romanwelt eine Tiefe verleiht, in die man richtig eintauchen und verloren gehen kann. Überall gibt es eine neue Facette zu entdecken! Beeindruckend fand ich, wie viel Wert Vea Kaiser bei den Beschreibungen, Charakterisierungen oder ähnlichem Wert auf Details gelegt hat, was für mich dem ganzen Werk eine hohe Plastizität gegeben hat, die man so nicht in vielen anderen Romanen findet. Angelikas Geschichte mag vielleicht nicht „lebensnah“ sein, aber durch Vea Kaisers Fabulierkunst ist sie auf alle Fälle glaubhaft und authentisch dargestellt. Hinzu kommt viel typisch österreichisches Flair und ein schwarzhumoriger Wiener Schmäh, der Fabula Rasa seine Einzigartigkeit verleiht. Äußerst gelungen!
Trotz aller Unterhaltung gibt es aber auch einige problematischere Themen, die im Roman thematisiert werden z.B. Altersdemenz und Pfelegebedürftigkeit, soziale Herkunft, Geldsorgen oder Drogenprobleme. Das zeigt, dass es der Autorin wichtig war, auch ein ernstzunehmendes Buch mit Botschaft zu schreiben und keine bloße, oberflächliche Unterhaltungsliteratur. Meiner Meinung nach ist ihr das wunderbar gelungen, bei mir wird diese „Fabula magnifica“ noch lange nachklingen.
Also, Koffer packen, auf nach Wien, im Hotel Frohner einchecken und sich von Angelika und Vea spritzig, klug und einfallsreich unterhalten lassen!