Das Buch „Feeding the Machine“ zeigt, wie wichtig menschliche Arbeit für Künstliche Intelligenz (KI) ist – auch wenn sie meist im Hintergrund bleibt. Damit KI funktioniert, braucht sie riesige Mengen an Daten. Diese Daten werden oft von Menschen in Ländern wie Uganda, Kenia oder Indien bearbeitet
und ihre Arbeit ist hart: Sie sortieren und bewerten Inhalte, sehen teils traumatisierende Bilder und…mehrDas Buch „Feeding the Machine“ zeigt, wie wichtig menschliche Arbeit für Künstliche Intelligenz (KI) ist – auch wenn sie meist im Hintergrund bleibt. Damit KI funktioniert, braucht sie riesige Mengen an Daten. Diese Daten werden oft von Menschen in Ländern wie Uganda, Kenia oder Indien bearbeitet und ihre Arbeit ist hart: Sie sortieren und bewerten Inhalte, sehen teils traumatisierende Bilder und bekommen dafür nur wenig Geld. Viele arbeiten unter schlechten Bedingungen, ihre Leistungen werden kaum anerkannt. Die Autoren nennen KI deshalb eine „Extraktionsmaschine“, die menschliches Wissen und Arbeit nutzt, ohne sie sichtbar zu machen. Das Buch fordert mehr Gerechtigkeit und Schutz für die Menschen, die das Fundament moderner Technologien bilden.
Die drei Autoren James Muldoon, Mark Graham und Callum Cant verbindet eine gemeinsame zehnjährige Forschungsarbeit am Oxford Internet Institute der Universität Oxford. Ihre fachlichen Hintergründe sind vielfältig und reichen von Soziologie, Politikwissenschaft und Geografie über Geschichte und Jura bis hin zur Philosophie. Dieser interdisziplinäre Zugang spiegelt sich im Buch wider: Technische Details treten in den Hintergrund, stattdessen stehen gesellschaftliche und ethische Fragen im Fokus. Für ihre Recherchen führten die Autoren rund 200 Interviews mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Berufsfeldern – von gering entlohnten Datenannotatoren bis zu hochbezahlten Ingenieuren für maschinelles Lernen.
Die Autoren nähern sich dem Thema aus einer ethischen Perspektive und vertreten dabei eine deutlich linke Haltung. Dabei greifen sie bewusst klassenkämpferische Begriffe auf, etwa in Bezug auf soziale Ungleichheiten, historische Machtstrukturen oder wirtschaftliche Ausbeutung. Sie gendern moderat, es stört den Lesefluss nicht. Insgesamt ist die deutsche Übersetzung sehr gelungen – die Sprache bleibt zugänglich und liest sich angenehm. Zwar weisen die Autoren auf ihre einseitige Perspektive hin, dennoch hätte ich mir gelegentlich eine umfassendere und neutralere Betrachtung gewünscht. Der konsequente Einsatz linker Kampfbegriffe wie „Kapitalismus“, „Kolonialismus“ oder „Rassismus“ zieht sich als roter Faden durch das ganze Buch – auf mich wirkte das stellenweise ideologisch verzerrt, aufdringlich belehrend und wenig ausgewogen.
„Feeding the Machine“ ist ein wichtiges Buch, das einen kritischen Blick auf die dunklen Seiten der Künstlichen Intelligenz wirft. Es hinterfragt die oft übermäßig positiven Darstellung der KI und zeigt, wie viel menschliche Arbeit hinter den digitalen Prozessen noch immer steckt.