Was für ein Roman - schockierend, schrecklich, bewegend, todtraurig, Leid und Zerstörung als übergeordnetes Motiv.
Man leidet mit den beiden unterschiedlichen Figuren Philipp und Faina, hat immer wieder Hoffnung, dass sie es doch schaffen, dass sie ihr Leben aus eigener Kraft oder auch mit Hilfe
von Freunden in den Griff bekommen, dass sie den äußeren Umständen trotzen, dass sie ihre Intelligenz,…mehrWas für ein Roman - schockierend, schrecklich, bewegend, todtraurig, Leid und Zerstörung als übergeordnetes Motiv.
Man leidet mit den beiden unterschiedlichen Figuren Philipp und Faina, hat immer wieder Hoffnung, dass sie es doch schaffen, dass sie ihr Leben aus eigener Kraft oder auch mit Hilfe von Freunden in den Griff bekommen, dass sie den äußeren Umständen trotzen, dass sie ihre Intelligenz, Freundlichkeit, Liebe, Schönheit nutzen, um für sich und andere zu sorgen und ihres eigenen Glückes Schmied werden.
Aber was für eine Welt ist das, in der alle Sehnsüchte und Hoffnungen zerbrechen? Wer trägt die Verantwortung für jegliches Scheitern? Wer ist Täter, wer Opfer?
Wunderbar einfühlsam führt uns die Autorin Lana Lux in ihrem dritten Roman „Geordnete Verhältnisse“ in die Geschichte der beiden Außenseiter ein. Hervorragend gelingt ihr die Charakterisierung, Handlungen, Motive, Ängste, Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken werden in ihrer Widersprüchlichkeit genau analysiert und in den Figuren zum Leben erweckt. Beide werden unvoreingenommen dargestellt und man entwickelt schon zu Beginn für beide Seiten Sympathie und Verständnis, was sich im Laufe des Romans allerdings verschiebt.
Der introvertierte Philipp wird vom Kind bis zum jungen Erwachsenen genauso wie sein Pedant, die junge Ukrainerin Faina, begleitet. Eine ganz besondere Freundschaft verbindet die beiden. Sie schaffen es nicht, in einer Liebesbeziehung glücklich zu werden und es besteht Hoffnung, dass ein alternativer Lebensentwurf Zufriedenheit und Glück zu bringen vermag - eine tiefe Freundschaft als funktionierendes Band einer modernen Familie. Allerdings wird auch dieses fragile Konstrukt von menschlichen Leidenschaften und Gefühlen wie Eifersucht, Besitzdenken, Freiheitsstreben, Liebe und Hass geprägt und derjenige, den man zu lieben glaubt, wird zum größten Feind.
Dieser Roman lässt den Puls rasen, erschüttert, baut einen Sog auf und hinterlässt Betroffenheit. Eine toxische Beziehung steht im Mittelpunkt und der Leser fragt sich, wann der Ausweg möglich gewesen wäre. Einen Gewinner kann es nicht geben und selbst Unbeteiligte und völlig Unschuldige werden zum Oper, zum Spielball des Unglücks.
Eine klare Leseempfehlung für einen starken Roman - aber nichts für schwache Nerven.